Podlachien

Im Nordosten Polens liegt eine Region, die einen der letzten Urwälder Europas beheimatet und eine so multikulturelle Geschichte aufweist wie kaum eine andere Region in Polen: Podlachien.

Die Woiwodschaft Podlachien (pol. Podlasie) umfasst größtenteils die historische Region Podlachien und grenzt an Litauen und Belarus. Der Großteil der Region wird land- und forstwirtschaftlich genutzt, außerdem befindet sich im Südosten das Weltnaturerbe des Białowieża-Urwaldes, ein Nationalpark entlang der polnisch-belarusischen Grenze, der für seine Wisente weltbekannt ist. In der Region gibt es noch zahleiche weiter Schutzgebiete. Das Klima ist eher kühl, die Winter besonders kalt, obwohl es keine Bergregion ist. Der kälteste Punkt Polens liegt hier, in der Gegend um Suwałki.

Die Region ist im landesweiten Vergleich nur dünn besiedelt, größere Städte sind u.a. Białystok, Suwałki und Łomża. Die Zahl der Einwohner geht seit Jahren zurück, da es wenig gute Zukunftsperspektiven für die junge Generation gibt. Historisch bedingt leben hier litauische und belarusische Minderheiten sowie verschiedene tatarische Gruppen. Neben der katholischen Kirche spielt auch die Polnisch-Orthodoxe Kirchen eine große Rolle. Die Größe der Minderheiten erlaubt es einigen Gemeinden auch Litauisch und Belarusisch als Amtssprache zu verwenden.

Besiedelt wurde Podlachien schon im Frühmittelalter, gefunden wurden Festungsreste u.a. in Zbucz und Klukowicze, wahrscheinlich im Herrschaftsgebiet der Piasten. Einige Gebiete der Region standen zeitweise unter der Herrschaft der Kiewer Rus. Grenzverschiebungen waren nicht ungewöhnlich und erklären die bis heute multikulturelle Bevölkerung Podlachiens.

Als Woiwodschaft wurde Podlachien 1513 unter König Sigmund I. erwähnt und war Teil des Großfürstentums Litauen. Ab 1569 verband die Union von Lubin Litauen und Polen zu einem Königreich unter König Sigismund II. August. Viele einflussreiche Familien besaßen große Güter, u.a. die Radziwiłłs, die im späteren Preußen großen politischen Einfluss ausübten.

Das 17. Jahrhundert bescherte Podlachien zahlreiche kriegerische Auseinandersetzungen mit den Schweden, den Ungarn und Russen. Nach der dritten Teilung 1795 gehörte ein Teil Podlachiens zu Preußen, der andere zu Österreich. Die Russen annektierten später große Teile rund um Białystok. Gegen die Herrschaft der Russen lehnten sich die Polen 1830 und 1863 in zwei großen Aufständen auf, was aber nur zu einer Niederschlagung und Verschärfung der ohnehin schon unterdrückenden Politik führte.

Die Neugrüngung Polens nach dem Ersten Weltkrieg  umfasste auch das heutige Podlachien, jedoch wurde das Gebiet nach dem deutschen Angriff auf Polen von Deutschland und der Sowjetunion abermals aufgeteilt, was erst nach 1945 wieder rückgängig gemacht wurde.

Die Architektur der Region ist durch die verschiedenen Einflüsse geprägt. Unter anderem wurden in der russischen Besatzungszeit orthodoxe Kirchen gebaut, die heute noch zu bewundern sind. Eine weltweit  bekannte Persönlichkeit aus der Region ist der Augenarzt und Esperanto-Schöpfer Ludwik Lejzer Zamenhof.

Das Wappen Podlachiens ist ein zweigeteiltes rotes Schild. Der obere Teil zeigt einen weißen Adler mit Krone, der untere Teil einen Ritter auf silbernen Pferd mit Schwert und Schild.

Quellen

https://podlaskie.eu/

https://literat.ug.edu.pl/glogre/0036.htm

Das Moon-Alphabet

Wenn man Blindenschrift denkt, fällt den meisten zuerst das Braille-Alphabet ein. Doch es ist nur eins von vielen existierenden Alphabeten für blinde bzw. sehbehinderte Menschen. Der Englänger William Moon entwickelte in der Mitte des 19. Jahrhunderts ein Alphabet, das auf erhabenen geometrischen Zeichen beruht: das Moon-Alphabet.

Diese Reliefschrift basiert auf der lateinischen Schrift, die von der Form der einzelnen Buchstaben an die jeweiligen Buchstaben des Schwarzschriftalphabets erinnert. Sie sind erhaben, sodass sie wie andere Blindenschriften z.B. Braille durch Ertasten von den Lesenden erfühlt werden können.

William Moon verlor sein Augenlicht nach einer Scharlacherkrankung. Er arbeitet als Lehrer in einer Blindenschule und kannte verschiedene Blindenschriften, mit denen er aber nicht zufrieden war. 1845 veröffentlichte er sein eigenes Alphabet, von dessen besserer Lesbarkeit er überzeugt war.

Die Grundidee des Alphabets sind 6 geometrische Zeichen, die sehr markant sind. Man erkennt bei Moons Buchstaben gut die Ableitung von lateinischen Alphabet, wobei Moon zum verbesserten Kontrast besonders auf Spiegelungen von Buchstaben setzt, wie z.B. bei P und Q. Durch die eindeutigen Formen minimierte Moon die Verwechslungsgefahr beim Lesen. Die Zahlen haben keine eigenen Zeichen, sondern werden durch die Buchstaben A – J und ein vorheriges Startsymbol wiedergegeben.

Moons Alphabet stand von Beginn an in Konkurrenz zur Braille-Schrift. In England gab es damals noch keine einheitliche Verwendung einer bestimmten Schrift. Moon ließ viele Werke, u.a. die Bibel, in seinem Alphabet drucken, damit sie in Schulen und im Alltag wirklich eingesetzt werden konnten. Da diese Drucke viel Geld kosteten, sah sich Moon nach Unterstützern um. Sir Lowther, wie Moon ebenfalls durch Scharlach erblindet, finanzierte Moons Arbeit. Moon druckte in vielen verschiedenen Sprachen.

Das Moon-Alphabet bietet gegenüber der Braille-Schrift einige Vorteile. Menschen, die erst im Laufe ihres Lebens erblinden und evtl. schon lesen gelernt haben, fällt das Erlernen des Moon-Alphabets leichter als Braille. Auch die Lesbarkeit für Menschen mit einem Restsehvermögen können die Form der Buchstaben als Orientierung zum Fühlen nutzen. Im englischsprachigen Raum war das Moon-Alphabet lange Zeit viel verbreiteter als die Braille-Schrift. Und auch heute findet man viele Schriften im Moon-Alphabet z.B. in Lateinamerika.

Ein Nachteil des Moon-Alphabets besteht aber in der Schreibung der Buchstaben, weil die Winkel und Rundungen von blinden Menschen nur schwer exakt geschrieben werden können. Daher bleibt das Moon-Alphabet in den meisten Fällen eine reine Leseschrift.

Das Anliegen William Moons, Bildung aller Menschen mit Sehbehinderung oder Blindheit, hat in den Jahrzehnten seines Wirkens richtig an Fahrt aufgenommen. Blinde Menschen wurden oft als geistig eingeschränkt abgestempelt und hatten selten eine Chance auf Bildung. Die Arbeit von Moon (und natürlich all den anderen) bildete die Grundlage der heutigen Blinden- uns Sehbehindertenpädagogik.   

Quellen

 www.fakoo.de (Moonalphabet online lernen)

“Learning Moon”. rnib.org.uk. Royal National Institute for the Blind. Archived from the original on 24 December 2012.

    Die Kartoffeldeutschen

    Etwa 1 Millionen Deutsche, die nicht in Deutschland leben, gibt es weltweit. Doch wir müssen nicht bis nach Übersee schauen, um deutsche Sprachinseln zu finden. In unserem nördlichen Nachbarland Dänemark lebt seit der Mitte des 18. Jahrhunderts eine deutsche Minderheit: die Kartoffeldeutschen.

    Der Name ‚Kartoffeldeutsche‘ ist, anders als man vermuten würde, keine abwertende Bezeichnung für diese Siedlergruppen, sondern beinhaltet die Vorliebe der Deutschen die Kartoffel zu essen und nicht, wie die Dänen zu dieser Zeit, als Futter für die Tiere zu betrachten.

    Ähnlich wie viele deutschen Siedler in Russland oder Polen folgten die Menschen der Einladung eines Landesherren, in Dänemark die des dänischen Königs Friedrich V.. Er plante die riesigen Heideflächen seines Landes in Ackerflächen umzuwandeln, hatte aber nicht genug Siedler für dieses Unterfangen. Kurzerhand warb er Siedler, besonders aus Baden, der Pfalz und Hessen, an. Dort lebten viele Menschen, v.a. Bauern, in ärmlichen Verhältnissen und träumten von eigenem Land und ein wenig Wohlstand.

    Als Anreiz versprach er den Deutschen nicht nur das Land zur Bewirtschaftung, sondern auch Steuerfreiheit und die Befreiung vom Militärdienst. Außerdem bekamen die Familien Starthilfe in Form von Haushaltsgegenständen und durften ihre Bräuche und Sprache weiterhin pflegen. Diese Zugeständnisse waren fast überall zu finden, nicht nur in Dänemark. Und wie überall stießen die Siedler bei der ansässigen Bevölkerung nicht auf uneingeschränktes Verständnis.  

    Die Flächen für die Kultivierung lagen in Jütland und im Herzogtum Schleswig. Die Regionen waren zu der Zeit nur dünn besiedelt und schlecht zugängig. Die Aufgabe bestand u.a. darin Moore trocken zu legen und Wälder zu roden, was schwere körperliche Arbeit war. Knapp 1000 Personen folgten dem Ruf des Königs, was für diese Region zu viele waren und nach kurzer Zeit verließen einigen Familien die Gegend wieder, entweder zurück in die Heimat oder in andere Länder. Auch die erste Unterbringung der Siedler ließ zu wünschen übrig. Es gab keinen angemessenen Wohnraum. Die Verbliebenen hatten es mit kargen Böden und schlechten Bedingungen zu tun. Doch die Deutschen blieben hartnäckig und gründeten erste Siedlungen.

    Mitte des 19. Jahrhunderts endete für die Siedler die Unterstützung der Dänen. Die Höfe mussten von den Deutschen entweder gekauft oder gepachtet werden, was viele Familien finanziell nicht tragen konnten. Ein Teil kehrte nach Deutschland zurück. Andere entschieden sich zu bleiben, vermischten sich mit der dänischen Bevölkerung, blieben ihren Traditionen und ihrer Sprache treu, bis heute. Interessant ist, dass die Kartoffeldeutschen das verbreitete Niederdeutsch, das in Norddeutschland gesprochen wird, nicht sprechen, da ihre Vorfahren aus südlicheren Gebieten stammten. Es wird fast ausschließlich Standarddeutsch gesprochen, vereinzelt kann man Nordschleswiger Platt hören.  

    Die Deutschen in Dänemark sind als nationale Minderheit anerkannt, das bedeutet die Menschen haben ein Anrecht auf die freie Verwendung der deutschen Sprache, Schulbildung in Deutsch usw. Die genaue Zahl ist nicht bekannt, man geht von ca. 20 Tausend Menschen aus. Die dort lebenden Deutschen sind vollständig in die Gesellschaft integriert, sprechen auch Dänisch. Ähnlich wie die dänische Minderheit in Deutschland sind sie in das politische System Dänemarks eingebunden, vermehrt aber auf kommunaler Ebene.

    Quellen

    Otto Clausen: Chronik der Heide- und Moorkolonisation im Herzogtum Schleswig. Husum 1981

    https://www.migrazioni.altervista.org/deu/1migration/3.3_kartoffeldeutsche.html

    https://www.gfbv.it/3dossier/eu-min/schleswig.html#r5

    Irrlichter

    Arnold Böcklin: Das Irrlicht (1882)

    In den Mythologien Europas finden sich viele Geschichten über Lichtphänomene in Moor- und Sumpflandschaften oder Wäldern: die Irrlichter.

    Landschaften wie Moore oder Sümpfe bilden schon von ihrer Beschaffenheit den idealen Nährboden für Gruseliges oder Übernatürliches. Auch Namen wie Teufelsmoor (Niedersachsen) oder Blackwater Bog (Irland) zeugen von ungewöhnlichen Ereignissen. Zu allen Zeiten gelten Moore und Sümpfe als gefährliche Orte. Es ist kein Wunder, dass dort unerklärliche Dinge schnell einen Legendenstatus erreichen.

    Irrlichter, auch Ignis fatuus oder Irrwische genannt, werden von böse Dämonen oder Geister heraufbeschworen. Es sind die Seelen von Menschen, je nach Kulturkreis von ungetauften Kindern, unehrliche Menschen oder auch Ertrunkenen. Die Verbindung mit Wasser wie in einem Sumpf ist naheliegend, denn viele Menschen verschwinden dort auf unerklärliche Weise.

    In jedem Kulturkreis tragen Irrlichter verschiedene Namen: ‚świetlik‘ in Polen, ‚vedunec‘ in Slowenien oder ‚błud‘ in der Lausitz. Auf den Britischen Inseln kennt man u.a. die Bezeichnungen ‚Will-o’-the-wisp‘ oder ‚Spunkie‘.

    Meist werden Irrlichter mit Licht oder Feuer assoziiert, in Form von Lichtkugeln, kleinen Flammen oder laternenartige Gebilde. Auch die Farben können variieren von blau über grün bis weiß, auch abhängig vom Ort der Erscheinung. Die Lichter bewegen sich über den Boden oder steigen in den Himmel, als wären sie echte Wesen.

    Die meisten Erscheinungen von Irrlichtern soll es in den Wintermonaten, besonders zu Allerseelen, und Weihnachten, geben. Die Wesen sind durch die Art ihres Todes bestimmt, sie finden keine Ruhe. In der Regel treten sie in ungerade Zahl auf, warum ist unklar. 

    In den meisten Kulturkreisen werden Irrlichter als Wesen beschreiben, die Reisende entweder führen oder in die Irre schicken. Die Menschen verlaufen sich im Wald oder versinken im Moor. Laut den Legenden kann man die Wesen mit einer Bezahlung oder einem Versprechen milde stimmen, sodass sie den richtigen Weg zeigen.

    Irrlichter lassen sich heute naturwissenschaftlich erklären. Es gibt zahlreiche Phänomene, die Lichter erklären können z.B. aufsteigende Gase, die sich entzünden und je nach Gas unterschiedlich leuchten können. Eine andere Erklärung sind Organismen die die Fähigkeit zur Biolumineszenz haben, z.B. Glühwürmchen oder bestimmte Pilze, und in früheren Zeiten oft mit übernatürlichen Aspekten erklärt wurden. Zumal die Lichter bei Dunkelheit eine besondere Schönheit ausmachen.  

    Die Faszination für Irrlichter findet sich in der Kunst wieder, unter anderem in Goethes ‚Das Märchen‘ oder einer Etüde von Liszt. Auch moderne Interpretationen in Mangas oder Filmen greifen das Motiv der Irrlichter auf.

    Quellen

    Grimal, Pierre. Mythen der Völker III. Fischer Bücherei. Hamburg 1963

    Studia mythologica slavica VIII-2005

    Lettisch

    Die zweitgrößte baltische Sprache, nach Litauisch, mit ca. 2 Millionen Sprecher*innen ist Lettisch. Als Amtssprache in Lettland hat diese verhältnismäßig kleine Sprache aber auch den Status einer Minderheitensprache in Estland und ist seit 1. Mai 2004 eine Amtssprache der EU.

    Lettisch gehört zur Gruppe der ostbaltischen Sprachen neben Litauisch, Nehrungskurisch, Selonisch u.a., stammt wie die slawischen und germanischen Sprachen aus der indoeuropäischen Sprachfamilie und wird vorwiegend in Lettland gesprochen. Größere Gruppen leben aber auch in Estland und anderen Ländern der EU.

    Die Entwicklung des Lettischen als Schriftsprache begann etwa im 16. Jahrhundert und beschränkte sich vorerst auf religiöse Texte. Später wurden Texte u.a. aus dem Deutschen und Schwedischen zum Militärwesen und Recht übersetzt. Als Standardsprache hat sich das Lettische seit der Gründung Lettlands 1918 spezifisch entwickelt. Die Zeit der Besatzungen, u.a. durch die Sowjetunion, hat sich auf die Zahl der Sprecher*innen ausgewirkt, was heute durch eine konsequente Sprachpolitik wieder auf einem guten Weg ist aufzuholen.

    Trotz der geografischen Nähe unterscheidet sich das Lettische sehr vom Litauischen, so dass sich Sprecher*innen nicht miteinander verständigen können wie es vielleicht zwischen Deutsch und Niederländisch der Fall ist. Trotzdem ist dem Wortschatz des Lettischen der Einfluss anderer sprachen wie Livisch, Englisch oder Russisch anzumerken, wobei viele Entlehnungen von den Letten nur ungern genutzt wird, je nach Region. Typisch für die baltischen Sprachen ist der Erhalt besonders alter indoeuropäischer Wortstämme, was die Historische Linguistik besonders freut.

    Anders als viele europäischen Sprachen wird Lettisch phonetisch geschrieben, d.h. die Schreibung repräsentiert die Aussprache, was beim Erlernen der Sprache und dem Schrifterwerb lettischer Kinder von Vorteil ist. Die lateinischen Buchstaben werden ggf. durch diakritische Zeichen ergänzt, wie man es z.B. aus dem Tschechischen kennt. Insgesamt besitzt das lettische Alphabet 33 Buchstaben.

    Die Aussprache des Lettischen ist mit einigen palatalisierten Konsonanten facettenreicher als das Deutsche. Alle Vokale sind in langer und kurzer Variante vorhanden, die bedeutungsunterscheidend sind z.B. ‚māti‘ – ‚Mutter‘ (Akk Sg.) oder ‚mati‘- ‚Haar‘, dazu kommen noch vier Diphthonge. Die Betonung liegt meist auf der ersten Silbe.

    Ähnlich wie die slawischen Sprachen besitzt das Lettische eine reiche Flexion mit allerlei Ausnahmen, sechs Kasus und zwei Numeri. Das Verbsystem ähnelt in seiner Aufteilung dem Deutschen.

    Das Lettische hat zahlreiche Dialekte, die in drei Hauptgruppen eingeteilt sind und unterschiedlich stark durch andere Kontaktsprachen beeinflusst sind.

    Quelle

    Eckert, Rainer. Lettisch. In Miloš Okuka (Hrsg.): Lexikon der Sprachen des europäischen Ostens. Klagenfurt 2002

    Slawistik studieren in Deutschland

    Wer Slawistik studiert bzw. Bohemistik, Polonistik o.ä. muss sein Studienfach in fast jeder Vorstellungsrunde erklären. Und oftmals wird davon ausgegangen, dass jeder von uns, ich schließe mich als Studentin des Faches ‚Slawische Sprachen‘ mit ein, hauptsächlich Russisch und russische Literatur bzw. Russisch auf Lehramt studiert. Dass die Slawistik aber breiter gefächert ist als viele andere Studienfächer, interessiert nur die wenigsten.

    Zugegeben, wer Slawistik in Deutschland studieren will und gerne eine kleine slawische Sprache wie Slowakisch oder Bosnisch lernen möchte, muss bei der Wahl der Universität genau hinschauen. Das Studienangebot schrumpft leider seit Jahren. Das mangelnde Prestige slawischer Sprachen in Deutschland und die falschen Vorstellungen für spätere berufliche Aussichten, machen es dem Fach immer schwerer genug Studierende für einen Studienbeginn zu begeistern. Weniger Studierende heißt weniger Angebot, was automatisch zu immer weniger Studierenden führt und langfristig zur Schließung weiterer Instituten.

    Etwa nur 25% aller deutschen Universitäten bieten Slawistik oder ein spezifisches Fach wie Südslawistik oder Slawische Sprachen an. Und die Studiengänge sind sehr klein, haben nur wenige Professuren und bieten meist neben Russisch nur zwei oder drei andere Sprachen an, oft auch nur im Wahlpflichtbereich. Die Dominanz der Russistik wird von vielen Studierenden kritisiert, ist aber meist traditionell in den Universitäten verankert. Und das obwohl seit 2004 viele Ländern mit slawischen Amtssprachen in die EU gekommen sind. Ein Wandel hin zu einer realistischen Abbildung dieser neuen politischen Situation hat bis heute nicht stattgefunden.

    Die Ereignisse der letzte zehn Jahre, und besonders der letzten zweieinhalb Jahre, hat uns gezeigt wie wichtig ausgebildete Fachkräfte im Bereich der slawischen Kulturen und Sprachen sind. Jedoch stammen die meisten ‚Experten‘ aus dem Bereich der Politik, Geschichte oder Wirtschaftswissenschaften. Doch wer kennt sich in dem slawischen Kulturkreis am besten aus? Genau, die Slawist*innen.

    Aber warum sieht man uns so selten in öffentlichen Debatten, Talkshows etc.? Weil wir meist nur als Literatur- und allenfalls noch als Sprachwissenschaftler*innen gesehen werden, die wenig Ahnung von Politik oder Wirtschaft haben. Das ist ein Trugschluss! Viele Slawist*innen haben genauso Ahnung von Literatur wie von Kultur oder Ethnografie, je nach Studienspezialisierung.

    Der russische Angriffskrieg auf die Ukraine und die Ereignisse seit 2014 haben die das Interesse vieler auf sich gezogen, beschränkt sich aber meist auf eine kurze Zeit. Egal, wie dieser Krieg ausgeht, wir werden Menschen brauchen, die sich mit den Ereignissen auseinandersetzen, sie in allen Facetten aufbereiten und in die Welt hinaustragen.

    Das Europa, von dem viele junge Menschen träumen, braucht Slawist*innen, die diese Verbindung zwischen den Ländern fördern und das auch in der Lehre, auf Schul- und Universitätsebene, weitergeben!

    Die Märchensammler Grimm

    Kinder in Deutschland wachsen bis heute mit klassischen Märchen wie ‚Hänsel und Gretel‘ oder ‚Der Froschkönig‘ auf, die seit zweihundert Jahren zu einer schönen Vorlesezeit gehören. Mein Lieblingsmärchen ‚Tischlein, deck dich‘ gehört auch in diese Sammlung, die zwei der bekanntesten Deutschen gesammelt haben: Wilhelm und Jacob Grimm.

    Jacob wurde 1785 und Wilhelm 1786 geboren und wuchsen mit vielen Geschwistern in Hanau auf. 1798 schickte die Mutter sie nach Kassel, um dort das Gymnasium zu besuchen. Nach dem Abschluss begannen beide ein Studium der Rechtswissenschaften in Marburg, wo sie sich in ihrer freien Zeit besonders der deutschen Literatur widmeten, aber auch ihre Lektüre auf andere europäische Literaturen ausdehnten.

    Nach ihrem Studienabschluss (aber wahrscheinlich schon während des Studium) begannen sie ihre umfangreiche Sammlung deutscher Märchen und Sagen, die sie sich von den einfachen und gebildeten Leuten erzählen ließen, viele davon Hugenotten. Diese Geschichten wurden traditionell nur mündlich weitergegeben, Aufzeichnungen gab es vereinzelt. Doch die Grimms machten es sich zur Aufgabe sie aufzuschreiben und somit für uns zu bewahren.

    Nach dem Tod der Mutter 1808 mussten die Brüder für die jüngeren Geschwister sorgen und kehrten erst ein paar Jahre später nach Kassel zurück. Ab 1811 veröffentlichten sie erste Bücher und arbeiteten weiter zusammen bis 1812 die ‚Kinder- und Hausmärchen‘ erschien, was sich leider nicht gut verkaufte. Auch die Folgewerke zu Themen wie der Edda und deutschen Fabeln waren keine Erfolge. Trotzdem arbeiteten beide weiter an den Märchen und gaben 1815 einen zweiten Band der Kinder- und Hausmärchen heraus. Das wuchtige Werk wurde bis 1825 verschlankt, was der Popularität der Märchen Aufschwung gab, neben den Illustrationen, die der jüngere Bruder Ludwig anfertigte. Die Verkaufszahlen stiegen stetig an, mehrmals mussten neue Auflagen gedruckt werden.  

    ‚Nebenbei‘ widmeten sie sich auch der Sprachwissenschaft, schufen Werke zur Sprachgeschichte des Deutschen und veröffentlichten in Fachzeitschriften. Die beiden Brüder konnten von ihrer Arbeit als Sammler von Geschichten zwar leben, waren aber trotzdem auf die Unterstützung von Wichtigen Persönlichkeiten angewiesen. Eine von ihnen war z.B. die Kurfürstin Wilhelmine Karoline von Hessen.

    Die jüngeren Geschwister gingen ihrer Wege, Jakob und Wilhelm lebten aber weiterhin zusammen. Sie schufen u.a. das linguistischen Werk die ‚Deutsche Grammatik‘, die sich aber generell mit allen germanischen Sprachen, ihren Sprachverwandtschaften, Lautentwicklungen usw. beschäftigt und auch die Verbindung germanischer Sprachen zu anderen indoeuropäischen Sprachen herstellt.

    1825 heiratete Wilhelm Dorothea Wild und ab da bildeten sie eine Dreiergruppe, zu der nach und nach noch Kinder von Wilhelm und Dorothea kamen. Ein Umzug nach Göttingen stand bevor, wo erst Jacob 1830 und ab 1835 als Professoren tätig waren. Gemeinsam begannen sie 1838 ihr umfangreichstes Projekt: das Deutsche Wörterbuch. 1840 holte sie der preußische König Friedrich Wilhelm IV. nach Berlin, wo sie bis zu ihrem Tod 1859 bzw. 1863 lebten. Die Brüder fanden ihre letzte Ruhe in Berlin-Schöneberg.

    Der Nachlass von beiden zeigt, wie vielseitig beide Brüder interessiert waren. Sie schrieben zu politischen Themen und Jacob war 1848 kurzzeitig Abgeordneter der Frankfurter Nationalversammlung. In jeder deutschen Stadt sind Plätze, Straßen usw. nach den Grimms benannt. Jeder, der sich mit der deutschen Sprache und Literatur beschäftigt, stolpert über kurz oder lang über Märchen und sprachwissenschaftliche Abhandlungen von einem der Brüder. Die Stadt Kassel verwahrt den geistigen Nachlass der beiden.

    Quellen

    Bär, Jochen (Hrsg.). Die Brüder Grimm. Pioniere der deutschen Sprachkultur des 21. Jahrhunderts. Brockhaus, Gütersloh 2013.

    Martus, Steffen. Die Brüder Grimm. Eine Biographie. Rowohlt-Verlag, Berlin 2009

    Minderheitensprachen in Österreich

    Im Gegensatz zu Deutschland ist Österreich klein, jedoch existieren dort genauso viele verschiedene Sprachgemeinschaften. Deutsch ist laut der österreichischen Verfassung die Staatssprache, wobei es sich vom Standarddeutsch in Deutschland stark unterscheidet. Es ist die Erstsprache von knapp 90% der österreichischen Bevölkerung, was prozentual weniger Menschen als in Deutschland sind. Doch welche Sprachen sprechen die gut 10% ohne Deutsch als Erstsprache?

    Neben der Amtssprache Deutsch finden sich in Österreich die verschiedensten Sprachen, von denen einige als Minderheitensprachen anerkannt sind. Laut Gesetz sind es sieben Sprachen: Burgenlandkroatisch, Romani, Slowakisch, Slowenisch, Tschechisch, Ungarisch als Sprachen autochthoner Minderheiten  und Österreichische Gebärdensprache als eine Sprache einer nicht-ethnischen Sprachgemeinschaft. Das Volksgruppengesetz von 1976  und die Verfassung regelt alle Rechte der anerkannten Minderheiten. Österreich hat, wie viele Länder der EU, 2001 die Europäische Charta der Regional- oder Minderheitensprachen ratifiziert und sich damit dem Schutz seiner Minderheiten verpflichtet.

    Die Burgenlandkroaten leben v.a. im Burgenland an der Grenze zu Ungarn und machen in dieser Region etwa 6% der Bevölkerung aus. Sie sprechen eine Variante des Kroatischen, mehrheitlich herausgebildet aus dem čakavischen Dialekt. Zum heutigen Standardkroatischen gibt es viele Unterschiede z.B. in der Aussprache und der Einflüsse des Deutschen und Ungarischen. Auch eine ungarisch-sprechende Minderheit lebt im Burgenland. Als dritte Sprache ist das Romani hier besonders geschützt, Sprecherzahlen variieren und ihre Sprecher*innen sind nicht nur auf das Burgenland beschränkt. Doch anders als in Deutschland ist Romani nur regional anerkannt.

    Die slowenische Minderheit findet man in Kärnten und der Steiermark, ihre genaue Zahl lässt sich aber nur schwer ermitteln. Sie standen in den letzten Jahrzehnten unter starkem Assimilationsdruck. Aktuelle Volkszählungen gehen von 15-20 Tausend Angehörigen dieser Minderheit aus und nicht alle sprechen Slowenisch. Immer wieder beklagen Vertreter dieser Minderheiten die mangelnde Umsetzung der gesetzlichen Vorgaben des Minderheitenschutzes. Die zwei Minderheitensprachen Slowakisch und Tschechisch haben ihren Schutzstatus nur in Wien.

    Die Österreichische Gebärdensprache (ÖGS) ist eine verwandte Gebärdensprache der Deutschschweizer Gebärdensprachen, hat also kaum Verbindung mit der Deutschen Gebärdensprache. In Österreich sprechen etwa 12 Tausend Menschen diese Sprache. Offiziell ist sie seit 2005 anerkannt, doch fehlen bis heute weiter Gesetze, die z.B. den Bereich Schulbildung behandeln.

    In Österreich werden aber auch zahlreiche andere Sprachen gesprochen. Diese haben allerdings nicht den Status der Minderheitensprachen und werden deshalb weder in den Schulen angeboten noch genießen sie andere Rechte. Häufig gesprochene Sprachen sind z.B. Serbisch, Arabisch, Türkisch, Polnisch und Albanisch.

    Die Sprachenpolitik Österreichs ist in dieser Hinsicht sehr konservativ, ähnlich wie in Deutschland. In Gemeinden mit autochthonen Minderheiten ist das Land eigentlich verpflichtet zweisprachige Beschilderung im Stadtbild zu gewährleisten, was bisher nur wenig umgesetzt wird. Die Gemeinden sind auch verpflichtet muttersprachlichen Unterricht anzubieten, was nicht überall möglich ist. Das betrifft natürlich auch alle anderen Sprachen ohne Minderheitenstatus. Die Suche nach Lehrkräften und die Kapazitäten in den Schulen stellen dabei ein großes Problem dar.

    Quellen

    Statistika Austria https://www.statistik.at/

    Europäische Charta der Regional- und Minderheitensprachen  https://www.coe.int/de/web/conventions/full-list?module=treaty-detail&treatynum=148

    Erzgebirgskreis

    Der Erzgebirgskreis in Sachsen mit dem Verwaltungssitz Annaberg-Buchholz blickt auf eine lange Geschichte zurück, auch wenn die heutigen Grenzen des Kreises erst seit 2008 festgelegt sind. Die beiden größten Städte sind Aue-Bad Schlema und Annaberg-Buchholz.

    Die Region umfasst große Teile des Erzgebirges mit zahlreichen Flüssen wie der Zschopau und dem Schwarzwasser. Im Süden grenzt Tschechien mit dem südlichen Erzgebirgeteil (Krušné hory) an den Kreis. Die Region wurde im Juli 2019 zum UNESCO-Welterbe ernannt.

    Die erste Besiedlung der Region lässt sich nicht genau datieren, doch deuten Funde auf eine Zeit weit vor Christi Geburt. Schon damals nutzten die Menschen die Erzvorkommen, wenn auch in wesentlich kleinerem Ausmaß. Besonders das Klima eignete sich nur bedingt für eine Besiedlung und den Ackerbau. Nur in den tiefer gelegenen Gegenden ist eine dauerhafte Landwirtschaft möglich.

    Seit dem Mittelalter baut der Mensch in Erzgebirge Bodenschätze ab. Die heutige Kulturlandschaft ist das Ergebnis dieses Abbaus. Zu Beginn des 12. Jahrhundert machten die Entdeckung der Silbervorkommen die Region interessant und die Bevölkerungszahlen stiegen. Neben Silber wurden auch Vorkommen von Blei-, Kupfer- und Zinnerz entdeckt.

    Die Besiedlung rund um die Städte Annaberg-Buchholz und Aue-Bad Schlema nahm mit dem Bergbau stetig zu. Siedler aus anderen Regionen strömten hierher, um den Bedarf an Arbeitskräften zu decken. Sie erhielten von den Landesherren oft Steuererleichterungen und Land. Mit der wachsenden Bevölkerung entwickelte sich auch die Infrastruktur, es wurden Spitäler, Kirchen, Gießereien usw. errichtet. Neben dem Bergbau entwickelte sich auch das Textil- und Töpferhandwerk zu florierenden Handwerkszweigen.

    Die Kriege und Seuchen des späten Mittelalters verwüsteten die Region stark, zerstörten ganze Siedlungen und dezimierten die Einwohnerzahl. Doch die Wichtigkeit der Region zeigt sich im Wiederaufbau nach solchen Katastrophen.

    Im 19. Jahrhundert ermöglichte die Industrialisierung und der Bau von Bahnstrecken der weiteren wirtschaftlichen Aufschwung und den Ausbau der Handelsbeziehungen über die Grenzen Sachsens hinaus. Besonders die Produktion von Posamenten wie Bänder, Spitze, Kordeln etc., die in den europäischen Großstädten stark nachgefragt waren, ebenso wie die Papierindustrie.

    Auch heute ist die Region stark ins das Wirtschafts- und Industrienetz Deutschlands eingebunden, besonders in den Bereichen Maschinen- und Werkzeugbau. Auch das Handwerk und der Tourismus sichern die Existenz vieler Einwohner. Im Laufe der nächsten Jahrzehnte muss sich die Region aber auch andere Wirtschaftszeige erschließen, da die Industrie abnimmt. Der Tourismus und das Gesundheitswesen sind da auf dem Vormarsch.

    Der historische Reichtum der Region spiegelt sich heute in imposanten Burgen, Schlössern und Kirchen wider, auch über die deutsch-tschechische Grenze hinweg. Außerdem befinden sich 32 Naturschutzgebiete im Erzgebirgskreis, darunter auch Moorlandschaften wie Mothäuser Heide.

    Das Wappen wurde 2008 entworfen und zeigt einen schwarzen Löwen in Gold über einem grünen Berg mit schräggekreuzten silbernem Schlägel und silbernem Eisen.

    Quellen

    Schattkowsky, Martina (Hrsg.). Erzgebirge. Edition Leipzig, Leipzig 2010

    Unger, Helmut & Reinhart. Annaberger Chronik. Erzgebirgsmuseum Annaberg-Buchholz. Leipzig 1994

    https://www.erzgebirgskreis.de

    Niedersorbischkurs in Cottbus

    Nachdem ich den Sommerkurs letztes Jahr verpasst habe, wollte ich mich, ganz nach deutscher Art, rechtzeitig anmelden, sprich September. Eine Unterkunft war auch schnell gefunden, nur meine Vorfreude war durch den Prüfungsstress in der Uni leicht gedämpft.

    Die Anreise war für Sonntag geplant, denn der Kurs sollte am Montag um neun Uhr beginnen und meine Lust der Zuverlässigkeit der Bahn zu vertrauen wenig ausgeprägt. Am Nachmittag bezog ich meine kleine Wohnung unweit des niedersorbischen Gymnasiums.

    Ganz allein zu sein bin ich nicht gewohnt. Ich schlief schlecht, was vielleicht auch an der Hitze lag, und machte mich Montag überpünktlich auf den Weg. Viel bekannte Gesichter, es waren wohl so um die neunzig Leute, saßen mit mir zusammen in der Cafeteria der Schule und nach einer kurzen Begrüßung wurden wir in verschiedene Gruppen eingeteilt und der Unterricht begann. Ich kam in eine fortgeschrittene Gruppe und meine anfängliche Nervosität, dem Sprachniveau nicht zu entsprechen, legte sich schnell.  

    Jede Gruppe wurde von zwei Lehrpersonen unterrichtet, so dass sich die Lehrmethode immer ein wenig unterschieden und sich niemand langweilte. Auch die Themen waren bunt gemischt, ein bisschen Grammatik hier, ein wenig Wortschatz dort. Viele Dinge habe ich schon mal gehört und schnell verstanden, doch die praktischen Übungen halfen mir sehr mehr zu sprechen, was ich sonst, wegen fehlenden Sprachpartner*innen, kaum schaffe. Auch in den Pausen haben wir versucht ein wenig Niedersorbisch miteinander zu sprechen.

    Der Unterricht endet am frühen Nachmittag und wer wollte, konnte die vielen kulturellen Angebote nutzen, die für alle angeboten werden, z.B. neuste Kurzfilme, Singabende uws. Ich war u.a. in der Lodka, der sorbischen Kulturinformation, wo ich einige Bücher zum Lesen und Üben erstanden habe. Und habe mir Vorträge zu unterschiedlichsten Themen, manche sogar auf Niedersorbisch, angehört. Zu meinem Erststaunen konnte ich mehr verstehen als ich gedacht habe.

    Zum Abschluss der Woche trafen wir uns alle noch einmal, um unsere „Zeugnisse“ in Empfang zu nehmen. Ein wenig Wehmut empfand ich beim gemeinsamen Abschlusssingen, denn nun war die Woche endgültig vorbei und wir gingen unserer Wege.  

    Rückblickend muss ich sagen, dass die Kurswoche viel zu schnell vorbei war. Ich habe mich erst am Ende wirklich getraut auch zwischen den Unterrichtseinheiten sorbisch zu sprechen. Eine zweite Woche wäre bestimmt hilfreich gewesen. Außerdem gab es so viele interessante Nachmittagsveranstaltungen, dass für eigene Pläne kaum Zeit blieb.

    Wieder zu Hause in Berlin geht die Reise in die Welt des Niedersorbischen weiter, zwar eher für mich allein und in einem Online-Kurs, aber immerhin weiter. Auch die Kontakte, die ich zu vielen Leuten aufbauen konnte, werden helfen tiefer in die niedersorbische Sprache und Kultur einzutauchen.

    Ganz sicher bin ich nächstes Jahr wieder dabei!

    PS: Wer sich für das Niedersorbische interessiert, kann auf der Seite der Schule für Niedersorbische Sprache und Kultur vorbeischauen: https://www.sorbische-wendische-sprachschule.de