In vielen Sagen und Legenden wird von Wesen berichtet, die zusammen mit den Menschen deren Häuser bewohnen: Hausgeister. In vielen Ländern sind Hausgeister allgegenwärtig, wir finden sie auch in Geschichten oder Redewendungen.
Wo der Glaube an Hausgeister herkommt, ist nicht genau geklärt. Eine mögliche Herkunft könnte der Ahnenkult sein, denn viele Menschen wurden in der Nähe ihres Hauses oder sogar im Fußboden desselben begraben.
Hausgeister sind den Menschen normalerweise wohlgesonnen, helfen bei Schwierigkeiten im Haus oder Hof wie die berühmten Heinzelmännchen. Manche Hausgeister schützen den Herd oder den Stall, andere sind für ‚alles‘ zuständig. Das erinnert ein wenig an den Vielgötterglaube der Römer oder Griechen, deren Götter auch bestimmte Zuständigkeiten haben.
Die Geister leben oft in Verstecken wie hinter dem Ofen oder unter dem Holzfußboden. Sie bevorzugen dunkle und geschützte Orte, denn sie meiden direkte Zusammentreffen.
Obwohl sie sich den Hausbewohnern nicht oft zeigen, gibt es zahlreiche Beschreibungen und Bilder. Hausgeister werden oft als menschenähnlich beschrieben, mal mit gebückten Rücken und dunkler Kleidung, mal als in weißgekleidete große Gestalten, mal männlich, mal weiblich, je nach Region. Mitunter erkannten die Menschen in ihnen auch Gesichtszüge von verstorbenen Verwandten wieder.
Das Zusammenleben der Menschen mit den Geistern folgt immer bestimmten Regeln. Die Hausbewohner behandeln den Hausgeist mit Respekt und stellen sie ihm Nahrung wie Milch, Honig oder Brot hin, und im Gegenzug wacht er über das Haus, die Tiere oder die Gesundheit der Bewohner. Verletzen die Bewohner die Regeln und verärgern den Hausgeist, kann er ihnen Schaden zufügen z.B. Lebensmittel verderben lassen, ihren Schlaf stören oder ihnen andere böse Geister auf den Hals hetzen.
Hausgeister sind an das jeweilige Haus gebunden, das spricht für die Theorie, dass Hausgeister in Verbindung mit dem Ahnenkult stehen. Ziehen irgendwann neue Bewohner ein, wurde sie gebeten gut für den Geist zu sorgen, um selber in Frieden in diesem Haus wohnen zu können.
Die Namen der Hausgeister sind so verschieden wie ihre Aufgaben. Man kennt die gutmütigen als Domowik, Domovoy, Kobolde, Heinzelmännchen, Drak, Geldmännlein, Wichtel oder Gumiennik. Die bösen Geister, oft als Dämone bezeichnet, kennt man z.B. als Strzyga, Poltergeist, Bebok, Nachtalb, Kikimora, Bannik usw. Sie quälen die Hausbewohner mit Schabernack, bringen Albträume oder fügen dem Vieh Schaden zu.
Der Glaube an Geister jeglicher Art geht auf heidnische Glaubensrichtungen zurück, die verschiedenste Götter oder magische Wesen für alle Lebensbereiche kannten. Mit dem Christentum wurde der Glaube an vielerlei Götter zwar zurückgedrängt, aber die tiefverwurzelten Legenden wurden weitererzählt und spielen im Leben der einfachen Leute bis heute eine große Rolle.
Die Existenz dieser Wesen wird innerhalb der Familie oft als Regelwerk genutzt: Tu dies nicht, sonst…. Als Kind ist man für derartige Dinge sehr empfänglich und hinterfragt erst später die Glaubwürdigkeit. Früher konnten die Menschen sich so viele Dinge erklären, auch wenn wir heute darüber lächeln. Doch ein wenig Aberglaube steckt in jedem von uns!
Quellen
Kempiński, Andrzej. Encyklopedia mitologii ludów indoeuropejskich. Iskry, Warszawa 2001
Zdeněk, Váňa. Mythologie und Götterwelt der slawischen Völker. Urachhaus, Stuttgart 1993