Treny – Klagelieder

Meine Vorliebe für Lyrik ist überschaubaren, aber einige Werke liebe ich! Durch mein Studium (B.A. Slawische Sprachen und Literaturen) kam ich im Grundstudium mit viel Literatur in Berührung, vor allem mit polnischer und tschechischer Literatur. Dort las ich zum ersten Mal Gedichte von Jan Kochanowski  (1530 – 1584) und war sofort verliebt in eins seiner bekanntesten Werke: Treny – Klagelieder.

Jan Kochanowski war ein polnischer Dichter, der nicht nur schrieb, sondern auch politisch aktiv war. Als Angehöriger des polnischen Adels war das eine Selbstverständlichkeit in Polen. Er war vielseitig gebildet und hatte zahlreiche Studienreisen nach Italien unternommen.

Als einer der ersten schrieb Kochanowski neben Latein auch Werke auf Polnisch, was dem neuen Zeitgeist des Nationalbewusstseins entsprach. Doch auch die Rückbesinnung auf die Antike ist ein typisches Merkmal der Renaissance. Neben vielen geistlichen Werken, verfasste Kochanowski 1580 seinen berühmten Gedichtszyklus „Treny“.

Der Zyklus besteht aus 19 Klageliedern, wie sie z.B. in der Antike verbreitet waren, die in Reimform geschrieben wurden. Bestehen aus drei Abschnitte ‚Beweinen‘- ‚Lob‘ und ‚Trost‘ spiegeln sich die Trauerphasen in dem Werk wider.

Neu in der Renaissance ist die Tradition der Kindertotenlieder. Kinder wurden in dieser Zeit noch nicht so gesehen wie heute. Ihr früher und häufig auftretender Tod ist ein oft erlebtes Schicksal für viele Eltern. Doch gerade Kochanowski, der insgesamt sieben Kinder hatte, beweint den Tod eines Kindes ganz besonders: seiner Lieblingstochter Orszula.

Orszula war drei Jahre alt als sie starb und sie riss ein so großes Loch in das Herz des Vaters, dass er ihr diesen Klagelieder-Zyklus widmete. Es mag heute ganz normal erscheinen, aber in früherer Zeit als Mann um ein kleines Kind zu weinen und dann auch noch um ein Mädchen, schien den Zeitgenossen schon verwunderlich. Doch warum sollte der Schmerz weniger sein nur weil das Kind ein Mädchen war? Kochanowski gibt nichts auf die Gesellschaft und lässt seinen Gefühlen in den Klageliedern freien Lauf.

Er folgt dem antiken Aufbau. Zuerst wird der Schmerz des Todes und die Wut auf den Tod beschrieben.  Beim Lesen spürt man förmlich, wie der Autor beim Schreiben weint und mit sich selbst und der Welt ringt.

Es folgen Beschreibungen der Tochter als u.a. klügstes Kinde der Familie, liebreizend und dem Vater so ähnlich. Kochanowski beschreibt Orszula als Erbin seines Wissens und wie sehr sie schon in dem jungen Alter ihrer Pflichten im Haus nachging. Die Tochter scheint das artigste und hilfsbereiteste Kind gewesen zu sein, so schreibt der trauernde Vater. Ob ein Vater sich damals so intensiv mit seinen Kindern beschäftigt hat, um solche Charaktereigenschaften zu bemerken? Wenn ja, muss es wirklich ein bemerkenswertes Kind gewesen sein.

Immer wieder wird Orszula mit Wesen wie Engeln oder Tieren wie die Nachtigall verglichen, um ihre Reinheit und Lieblichkeit zu betonen. Der Vater fragt sich, wie es der Kleinen im Paradies wohl ergehen mag, ob sie gut umsorgt wird. Er findet Trost in dem Glauben, dass sie im Paradies ein besseres Leben hat.

Ganz am Ende findet sich eine etwas merkwürdige Passage, die einer weiteren toten Tochter, Hanna, gewidmet ist. Sie ist nur vier Zeilen lang und ist weniger von Schmerz und Verzweiflung durchzogen. Es ist nicht ganz klar, warum. Es mag daran liegen, dass Orszula die Lieblingstochter war, aber der Schmerz beim Verlust eines anderen Kindes ist sicherlich ebenso groß.

Manche Passagen in den Treny wirken chaotisch und manche Details unwirklich stark betont. Auch springt Kochanowski in den Lebensphasen seiner Tochter umher, beschreibt kleine Erlebnisse mit ihr usw. Er wiederholt sich oft, besonders bei den Beschreibungen von Orszulas Charakter und hält beim Schreiben inne, als müsste er seine Gedanken ordnen oder eine Schweigepause einlegen, um weiterschreiben zu können.

In kaum einem anderen Gedicht kann ich solch starke Gefühle spüren wie in diesen Klageliedern. Jan Kochanowski schafft es, dass der Leser seinen Schmerz beim Lesen spürt und sich trotzdem von der Schönheit der Sprache begeistern lässt!

Quellen
Grzeszczuk, Stanisław. „Treny“ Jana Kochanowskiego. Wydawn. Szkolne i Pedag. . Warszawa, 1988

Pelc, Janusz. Jan Kochanowski. Szczyt renesansu w literaturze polskiej, Warszawa 2001

Banater Schwaben

Wenn wir an deutsche Auswanderer denken, kommen uns als erstes die großen Auswanderungswellen nach Amerika in den Sinn. Aber auch innerhalb Europas suchten viele Deutsche nach einem neuen Zuhause.

Im 18. Jahrhundert kam es zu einer großen Ansiedlung von verschiedenen deutschen Bevölkerungsgruppen im Banat. Diese Region erstreckt sich heute über Teile Ungarns, Serbien und Rumäniens, gehörte aber damals zum Habsburger Reich. Kriege hatten ganze Landstreiche entvölkert, die wieder besiedelt und genutzt werden sollten. Dafür wurden zuerst nur katholische Siedler, u.a. aus Franken, Rheinpfalz, Elsass, Österreich und dem Sauerland, angeworben. Die namengebenden Schwaben machten dabei nur einen kleinen Teil der neuen Siedler aus.

Die Menschen stammten größtenteils aus Bauernfamilien und hatten durch den Kinderreichtum in ihrer Heimat kaum Aussicht auf einen eigenen Hof. Die finanzielle Unterstützung, die sie in der neuen Heimat bekamen, machte vielen die Entscheidung leichter. Auch andere Berufsgruppen wie Pfarrer, Lehrer und Handwerker folgten dem Ruf.

Die systematische Besiedlung des Banats begann nach 1718 als Habsburg diese Region übernahm. Verwaltungsbeamte der Monarchie wiesen den Siedlern ihre neuen Höfe und ihr Land zu, eine Durchmischung der Siedlergruppen war durchaus gewollt. Die Maßnahmen zur Ansiedlung kostete Österreich viel Geld, so dass sich in Wien Unmut gegen die deutschen Siedler regte. Die Region war in den ersten Jahren völlig abhängig und erwirtschaftete nur wenig. Der Strom der Siedler ließ merklich nach, weil das Banat einen schlechten Ruf hatte.

Die ersten Jahre waren für die Siedler hart. Die Landschaft besaß keine Infrastruktur, es fehlte an Wohnraum, Schulen, Kirchen etc. Bis zur Kultivierung der Felder und funktionierender Dorfgemeinschaften vergingen mehrere Jahre. Dazu kamen noch Krankheitsausbrüche wie die Pest und die Arbeit in der österreichischen Armee, die viele Männer von der Feldarbeit und dem Hausbau fernhielt.

Die Erschließung durch Sumpftrockenlegung legte den Grundstein für den Erfolg der Banater Schwaben. Die Erde eignete sich gut zum Anbau von Feldfrüchten und ab dem 19. Jahrhundert  konnte man davon sprechen, dass die Siedler sich einen bescheidenen Wohlstand erarbeitet hatten. Die rechtliche Lage der Bauern und Handwerker war jedoch nicht besser als beim Rest der Bevölkerung. Daher traten viele Genossenschaften zusammen, um sich rechtlich besser aufzustellen.

In den Städten wie Temeswar (heute Timișoara) entwickelten sich eine reiche Kulturszene, aber auch eine deutsche Arbeiterschicht, die sich gegen die zunehmende Magyarisierung der erstarkenden Ungarn ab der Mitte des 19. Jahrhunderts zu Wehr setzte. Besonders wichtig war den Banater Schwaben der Deutschunterricht, den sie auch verbotenerweise gewährleisteten. Viele Deutsche entschieden sich in dieser Zeit nach Übersee auszuwandern. Diese Auswanderungswelle hielt bis zur Ausbruch des I. Weltkrieges an.

Nach dem Krieg und auch die folgenden Jahrzehnte waren die deutschen Minderheiten ein Spielball der großen Mächte. Es wurde kaum Rücksicht auf die historisch gewachsenen Gebiete und Bevölkerungsgruppen genommen. Nach dem II. Weltkrieg standen die Banater Schwaben vor der Frage ob sie nach Deutschland gehen oder für ihre Rechte in Rumänien kämpfen sollten. Die politische Stimmung wandte sich unter Ceaușescu gegen die Minderheiten, wodurch sich viele zum Auswandern entschlossen.

Heute lebt nur noch eine kleine Minderheit der Banater Schwaben in Rumänien. Genaue Zahlen sind unverlässlich, aber es sind einige Tausend (zusammen mit anderen deutschen Minderheiten geht man von insgesamt 40.000 aus). Trotzdem haben sie sich ihre Eigenständigkeit in Hinblick auf Sprache und Traditionen bewahrt. Besonders bekannt sind der Lyriker Nikolaus Lenau und die Schriftstellerin Herta Müller.

Quellen

Berend, Nina (Hrsg.). Sprachinselwelten : Entwicklung und Beschreibung der deutschen Sprachinseln am Anfang des 21. Jahrhunderts. Lang. Frankfurt am Main 2006

Hügel, Kaspar. Die Banater Schwaben in und aus Rumänien : zum Ausklang einer südostdeutschen Stammesgemeinschaft. Österreichische Landsmannschaft. Wien 1998

Baskisch

Das eigentliche Rätsel ist die Dauer der baskischen Sprache,
nicht die Herkunft. (Koldo Mitxelena)

In Europa gehören die meisten Sprachen zur indoeuropäischen Sprachfamilie oder lassen sich einer kleineren Familie zuordnen. Aber einer Sprache Europas kann bislang keine Verwandtschaft zu einer anderen Sprache nachgewiesen werden: Baskisch.

Baskisch (baskisch Euskara) wird im Baskenland, einer Region an der spanisch-französischen Grenze, und in den benachbarten Navarra gesprochen. Die Sprecher*innenzahl beträgt ca. 1,2 Millionen weltweit, begrenzt auf das Baskenland sind es etwa 750.000. Die Mehrheit der Sprecher*innen lebt in Spanien, aber ein kleiner Teil der Region liegt in Frankreich. Die Schätzungen gehen von 50.000 Sprecher*innen in Frankreich aus.

Die Basken sind  wahrscheinlich Nachfahren der indigenen europäischen Bevölkerung, worauf auch die isolierte Sprache hinweist. Das Sprachgebiet war früher viel größer, vor allem die Ausdehnung nach Osten.

Heute kämpfen die Basken um Anerkennung und grundlegende Rechte für ihre Sprache. Spanien erkennt Baskisch als Minderheitensprachen und Amtssprachen in den beiden Regionen an, was zu einer Verbesserung der Sprachsituation führt. Hingegen gibt es in Frankreich keinen Schutzstatus der Baskischsprecher*innen, was auf die französische Sprachpolitik zurückzuführen ist, die den Regional- und Minderheitensprachen kaum Platz einräumt.

Das baskische Sprachgebiet gliedert sich in sieben Dialektgruppen, die untereinander gut verständlich sind und von den jeweiligen Kontaktsprachen beeinflusst wurden. Heute existiert eine Standardsprache, die seit dem Ende der spanischen Diktatur ausgearbeitet wurde.

Die aktiven und passiven Sprachkenntnisse der Sprecher*innen sind sehr heterogen, was auf die fehlende Beschulung in baskischer Sprache zurückzuführen sein könnte. Baskisch war lange Zeit nur Familiensprache. Doch in den letzten Jahrzehnten haben sich die Basken stark für den Erhalt und die Sprachpflege eingesetzt. Es gibt mittlerweile Unterricht, Medien und viele Institutionen, was sich an der steigenden Sprecher*innenzahlen bemerkbar macht.

Die baskische Sprache wird in lateinischer Schrift geschrieben, frühere Vermutungen einer eigenen Schrift konnten bis jetzt nicht bestätigt werden.

Bei den einzelnen Lauten der Sprache fällt auf, dass besonders die Vokale und Diphthonge (Zweilaute wie <au>) im Baskischen sehr variantenreich sind. Die Verschlusslaute z.B. [p] oder [t] werden aspiriert gesprochen, ähnlich wie im Deutschen. Die unmarkierte Wortstellung ist SOV und es gibt kein grammatisches Genus.

Ein besonderes Merkmal des Baskischen ist die Verwendung des Ergativs, den wir in Europa kaum antreffen, unter anderem im Georgischen. Je nach Klassifikation weist Baskisch 7 – 16 Kasus auf, wobei vor allem Suffixe genutzt werden. Baskisch gilt daher als agglutinierend, ähnlich wie Ungarisch oder Türkisch. Es existieren viel Suffixe, mit denen z.B. Substantive von Adjektiven etc. abgeleitet werden können. Außerdem können zwei Substantive einfach zusammengesetzt werden. Das komplexeste Element ist im Baskischen das Verb, dessen zahlreiche Formen durch eine Dreifachmarkierung zustande kommt.

Baskisch zu lernen ist eine echte Herausforderung, lohnt sich aber auf alle Fälle!

Quellen

Bendel, Christiane. Baskische Grammatik. Buske Verlag, Hamburg 2006

Kausen, Ernst. Die Sprachfamilien der Welt. Teil 1: Europa und Asien. Buske, Hamburg 2013

Stenographie

Um Sprache zu verschriftlichen, gibt es weltweit viele Schriften. Aber sprechen können wir immer viel schneller als schreiben. Will jemand das Gesprochene mitschreiben, bleiben nur zwei Möglichkeiten: langsamer sprechen oder schneller schreiben. Und weil langsamer reden z.B. bei Reden im Bundestag nicht praktikabel wäre, muss derjenige schneller schreiben. Das ist die Idee der Stenographie.

Die Stenographie ist eine Schrift, die es den Schreibenden ermöglicht Gesprochenes mitzuschreiben. Sie wird auch als Kurzschrift bezeichnet. Der Begriff ‚Stenographie‘ leitet sich vom griechischen ‚stenós‘ – ‚eng‘ und ‚gráphein‘ – ‚schreiben‘ ab. Schreibtechniken dieser Art gibt es schon seit der Zeit der Römer, mit unterschiedlicher Systematik und Verbreitung.

Generell sind solche Schreibsysteme Buchstabenschriften, also unserem lateinischen Alphabet ähnlich. Um effizient zu sein, gibt es aber auch Zeichen für Silben und häufige Wörter. Durch die Struktur und die Komplexität der verschiedenen Sprachen, ist eine Stenographie meistens nur für eine Sprache geeignet.

In Deutschland wurde die erste Stenographie im 17. Jahrhundert genutzt, die aus England übernommen wurde. Die bekannteste deutsche Schrift stammt von dem bayrischen Beamten Franz Xaver Gabelsberger aus dem Jahr 1834. Seine Schrift wurde von vielen Ländern Europas in großen Teilen übernommen und entsprechend angepasst. Auch andere Deutsche entwickelten ihre eigenen Schriftsysteme, sodass eine Vereinheitlichung nötig wurde. Diese Stenographie beruht in großen Teilen auf dem System von Gabelsberger, Scholze und Schrey.

Heute kennen wir Stenograph*innen meist aus dem Bundestag oder von Konferenzen, doch früher lernten auch Schüler*innen die Kurzschrift, um bspw. Notizen oder Mitschriften anzufertigen, die dann später ins Reine geschrieben wurden. Der Beruf der Stenotypistin war zu Beginn des 20. Jahrhunderts einer der neuen Berufe, mit denen Frauen ihren Lebensunterhalt selber verdienen konnten.

Geübte Stenograph*innen erreichen eine beachtliche Schreibgeschwindigkeit, etwa 500 Silben pro Minute. Zum Vergleich: In normalem Tempo sprechen wir etwa 350 Silben pro Minute.

Die Stenographie besteht aus Zeichen, Kürzeln und Kürzungen. Zeichen bezeichnen die einzelnen Buchstaben, wobei Konsonanten, Vokale sowie Buchstabenverbindungen z.B. <sch> oder <qu> unterschiedlich verschriftlicht werden. Kürzel sind Zeichen für hochfrequente Wörter wie Artikel oder Konjunktionen wie ‚und‘. Kürzungen sind systematische Wortabkürzungen, die genauen Regeln unterliegen. Diese drei ‚Werkzeuge‘ ermöglichen die hohe Schreibgeschwindigkeit, müssen aber intensiv und stetig geübt werden. Eine Grundvoraussetzung ist selbstverständlich die Beherrschung der deutschen Sprache und der Rechtschreibung.

Innerhalb der Kurzschrift gibt es wiederum verschiedene Systeme, um noch effektiver zu schreiben. Unter anderem wird auf Großschreibung oder Doppelkonsonanten verzichtet, die in der Abschrift natürlich wieder eingefügt werden. Ebenso können Buchstaben von Nebensilben wie in Wass-er oder Anlaute wie bei Z-ug gekürzt werden, wobei hier genau festgelegt ist was weggelassen werden kann. Nicht immer erscheinen die Kürzungen usw. logisch, sie sind aber systematisch und nicht zufällig.

Die Stenographie wird heute immer weniger im Berufsalltag genutzt und da die technischen Möglichkeiten immer besser werden, ist die Beherrschung für die meisten Menschen eher ein Hobby. Die Beherrschung fordert unser Gehirn kognitiv und kann mit anderen Gehirnjoggingstrategien verglichen werden.

Quellen

Sander-Jaenicke, Beate & Karpenstein, Hans. Art und Bau der wichtigsten Kurzschriften. Winkler, Darmstadt 1988

Wagner, Wolf-Rüdiger. Die Beschleunigung der Schrift: Geschichte der Stenografie im 19. und frühen 20. Jahrhundert. transcript Verlag, Bielefeld 2024

Neue Sprachen lernen

„Eine Sprache mit vielen Konsonanten ist wie ein Kartoffelacker. Eine Sprache mit vielen Vokalen aber ist wie ein Blumenbeet.“

Wer sich mit Sprachen auskennt, kann vielleicht schon vermuten, welche Sprache der Verfasser dieses Zitates eventuell sprach, nämlich eine melodische mit vielen Vokalen: Italienisch. Diese, in meinen Augen nicht nachvollziehbaren, Worte stammen von dem italienischen Tenor Enrico Caruso und beschreiben, wie groß der Einfluss unserer Erstsprache auf die Wahrnehmung anderer Sprachen ist.

Andererseits kann man daran auch erkennen, wie wir generell Sprache wahrnehmen oder Assoziationen herstellen, wenn uns der Klang von Sprachen ungewohnt, ja sogar exotisch erscheint. Genau dieses Gefühl der Fremdheit löst in mir Neugier aus, ich möchte mehr über diese Sprache erfahren und ihre Struktur verstehen. Dabei gehe ich meistens nach dem Klang der Sprache, um zu entscheiden, ob ich sie lernen möchte.

Ein Beispiel dafür ist in meinem Fall Französisch. Ich habe nichts gegen die Sprache an sich, aber in meinen Ohren hört sich Französisch einfach nicht schön an. Und obwohl ich als Linguistin allen Sprachen gegenüber aufgeschlossen bin, habe ich noch nie ernsthaft darüber nachgedacht Französisch zu lernen.

Meine Vorliebe zu slawischen Sprachen hingegen, ist den meisten meiner Leser*innen wohl bekannt. Genau auf diese Sprachen scheint Enrico Caruso mit seiner Beschreibung des Kartoffelackers anzuspielen, denn Sprachen wie Polnisch oder Tschechisch erwecken den Eindruck Vokale nur vereinzelt zu verwenden. Genau das macht sie für mich so spannend!

Doch nicht nur der Klang, auch das Schrift– und Grammatiksystem sind für mich ein Auswahlkriterium. Meine Erstsprache Deutsch stammt aus der germanischen Sprachfamilie, genauso wie meine erste Fremdsprache Englisch. Mit den Jahren habe ich mehrere slawische Sprachen und auch etwas Rumänisch und Latein gelernt, so dass zwei weitere Sprachfamilien in meinem Kopf Platz gefunden haben. Genau diese sprachlichen Unterschiede zwischen den Sprachen macht mich neugierig auf weitere Sprachen wie z.B. Ungarisch, das ich seit letztem Herbst lerne.

Nicht jede Sprache werde ich so gut beherrschen, dass ich mich unterhalten kann. Aber das ist auch nicht mein Ziel. Ich möchte v.a. verstehen, wie diese Sprachen funktionieren und ich möchte sie lesen können. Das liegt wahrscheinlich daran, dass ich beim Lernen sehr visuell arbeite.

Außerdem lerne ich gerne Sprachen, die ich auch praktisch anwenden kann. In meiner Heimatstadt Berlin kann man fast jede Sprache hören und auch sprechen. Das hilft ungemein beim Lernen. Leider gibt es bei der Auswahl der Wörterbücher und Lehrwerke große qualitative und quantitative Unterschiede zwischen großen und kleinen Sprachen. Doch das Internet bietet, gerade für die kleinen Sprachen, immer mehr Alternativen z.B. Online-Lerntools.

Welche Sprachen würdest du gerne lernen oder lernst du bereits? Und warum?

Jan Baudouin de Courtenay

Die slawische Sprachwissenschaft ist seit der Zeit des Nationalen Erwachsens in der Mitte des 19. Jahrhunderts ein gefragter Bereich auf universitärer Ebene und das ist u.a. einem Mann zu verdanken: dem Polen Jan Baudouin de Courtenay.

Am 13. März 1845 wurde Jan Ignacy Niecisław Baudouin de Courtenay in Radzymin, unweit von Warschau, geboren. Sein Familienname klingt nicht polnisch, denn die Vorfahren der Familie sind 100 Jahre zuvor aus Frankreich nach Polen gekommen. Mit 17 Jahren begann der junge Mann ein Studium an der Warschauer Universität und erwarb einen Abschluss in historischer Sprachwissenschaft. Er studierte dann weiter, u.a. in Prag und Berlin, und promovierte mit 25 Jahren in Leipzig zum Thema ‚Über die altpolnische Sprache vor dem 14. Jahrhundert‘.

Danach ergab sich die Möglichkeit in Sankt Petersburg als Dozent zu arbeiten. Baudouin de Courtenay bekam 1875 eine Professur in Kasan, wechselte 1883 nach Dorpat (das heutige Tartu in Estland) und lehrte ab 1983 an der Jagiellonen-Universität in Krakau, das zu der Zeit zum Habsburger Reisch gehörte. Aufgrund seiner Arbeit im Sinne des Panslawismus wurde Baudouin de Courtenays Vertrag in Krakau nicht verlängert und er zog 1900 wieder nach Sankt Petersburg.

Auch dort setzte er sich weiter politisch ein, besonders für die Rechte der Minderheiten in den Großreichen Russland und Österreich, was ihm 1913 zwei Jahre Gefängnis einbrachte, weil er verbotene Flugblätter in Umlauf brachte. Als Polen nach dem Zweiten Weltkrieg wieder unabhängig wurden, kehrte Baudouin de Courtenay umgehend nach Warschau zurück und lehrte an der dortigen Universität.

Im Privatleben musste Baudouin de Courtenay einige Schicksalsschläge verkraften, u.a. verstarb seine erste Frau Cezaria schon 1878. Mit seiner zweite Frau Romualda, einer Historikerin, hatte er fünf Kinder. Untypisch für einen Polen war Baudouin de Courtenay Atheist und trat 1927 sogar offiziell aus der Kirche aus.

Als Professor lehrte und forschte er im Bereich der vergleichenden Grammatik, Geschichte der polnischen Sprache sowie der Geschichte der Linguistik. Baudouin de Courtenay war Mitbegründer der Kasaner Schule, einem Vorläufer der strukturellen Linguistik. Er arbeitete eng mit Mikołaj Kruszewski zusammen. Sie entwickelten u.a. Konzepte für die Erforschung synchroner und diachroner Sprachdimensionen und prägten den Begriff ‚Phonem‘ als funktionelle Einheit wie wir ihn heute kennen.

Baudouin de Courtenay veröffentlichte seine Arbeiten in verschiedenen Sprachen z.B. polnisch, russisch, aber auch deutsch, italienisch oder slowenisch. Außerdem forschte er im Bereich des kindlichen Spracherwerbs und verfasste pädagogische Werke. Die Bildung von Kindern im Bereich der Fremdsprachenbildung lag ihm besonders am Herzen, was im neugegründeten Polen eine wichtige Rolle spielte, da dort viele Menschen mit anderen Erstsprachen als Polnisch lebten.

Seine unbeirrbare Art, sein politisches Engagement und die Vielfältigkeit seiner Arbeit machen Baudouin de Courtenay zu einem der interessantesten Sprachwissenschaftler.

Quellen

Mugdan, Joachim. Jan Baudouin de Courtenay (1845–1929): Leben und Werk. Wilhelm Fink, München 1984

Stankiewicz, Edward. Baudouin de Courtenay a podstawy współczesnego językoznawstwa. Ossolineum, Wrocław 1986

Die Oberlausitz

Die historische Oberlausitz (obersorbisch Hornja Łužica) ist eine Region, die heute zum großen Teil in Sachsen liegt. Kleinere Anteile gehören zu Polen (30%) und Brandenburg (5%). Bekannte Städte sind Görlitz, Kamenz, Hoyerswerda und Bautzen, das als Hauptstadt der Obersorben gilt, und auf der polnischen Seite Zgorzelec. Im Süden grenzt die Oberlausitz an Tschechien, eine historische Verbundenheit besteht bis heute.

Die Region ist von vielen Flüssen, unter anderem Spree, Neiße und Pulsnitz, durchzogen. Die Gegend weist im Norden eher flaches Heideland auf, weiter gen Süden wird es hügeliger und endet an der Grenze zu Tschechien im Zittauer Gebirge. Der Bergbau, der im 19. Jahrhundert begann, veränderte das Gesicht der Region, schufen aber auch die Lebengrundlage vieler Menschen. Die Stilllegung und Renaturierung der alten Tagebaue schaffen wiederum neue Möglichkeiten für den Tourismus und Umweltschutz. Die früheren klimatischen Bedingungen, warm und niederschlagsreich, eigneten sich gut für Landwirtschaft, jedoch wirken sich die Veränderungen im Klima in den letzten Jahrzehnten zugunsten von fehlendem Regen im Frühjahr und Starkregen im Sommer negativ auf diesen Wirtschaftszweig aus.

Der Name Lausitz leitet sich vom slawischen Volksstamm der Lusitzi ab, die ca. ab dem 6 Jahrhundert in der Lausitz siedelten. Ein alter Name der Oberlausitz ist Milska, der auf den Stamm der Milzener zurückgeht, die das Gebiet damals mehrheitlich bewohnten.   

Die slawischen Stämme wurden im 10. Jahrhundert von den Franken in die Tributpflicht gezwungen und im Laufe der Jahrhunderte immer wieder von anderen Machthabern beherrscht u.a. von Ungarn, Polen und Böhmen. Das zeigt sich heute noch in der Sammlung von Traditionen, Bräuchen und Geschichten, die verschiedenste Elemente aus slawischen und germanischen Einflüssen vereinen. Die Kriege im 15. und 16. Jahrhundert haben die Bevölkerung der Oberlausitz stark dezimiert und die Wirtschaft lahngelegt.

Die Teilung der Lausitz im Zuge des Wiener Kongresses 1815 trug zur unterschiedlichen Entwicklung der beiden Teile bei. Die Oberlausitz gehörte weiterhin zu Sachsen, während die Niederlausitz und der heute polnische Teil zu Preußen gehörte. Diese Teilung besteht bis heute durch die Zugehörigkeit zu Brandenburg bzw. Sachsen.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde der östliche Teil der Oberlausitz Polen zugesprochen, was die Vertreibung der deutschen Bevölkerung zur Folge hatte. Die Teilungen der Region ist bis heute ein Identitätsproblem für viele Lausitzer.

Heute leben in der Region Oberlausitz etwa 20.000 Menschen, die sich dem sorbischen Volk zugehörig fühlen und ihre obersorbische Sprache und Traditionen pflegen. Historisch bedingt leben dort auch viele Menschen erst seit zwei Generationen, u.a. durch die Umsiedlungen der deutschen Bevölkerung nach dem Zweiten Weltkrieg. Man kann z.B. schlesische und Lausitzer Dialekte hören. Außerdem leben auch polnischen Sprecher*innengruppen verteilt in der Region.

Die Oberlausitz vereint viele Kulturschätze in sich: Prominente Beispiele sind die Krabatsage oder die Osterreiterprozessionen. Der katholische Glaube spielt im Leben der Oberlausitzer von je her eine große Rolle, besonders bei der sorbischen Bevölkerung.

Seit der Wiedervereinigung 1990 ist die Oberlausitz stark von Abwanderung v.a. junger Menschen betroffen, was fehlenden Zukunftsaussichten in der Region geschuldet war. Heute ist die Region zwar immer noch dünner besiedelt als der Rest des Bundesland Sachsen, aber Investitionen in die Infrastruktur, Landwirtschaft und Tourismus setzen positive Impulse für die Region.

Das Wappen der Oberlausitz zeigt eine dreigezinnte goldene Mauer auf blauem Grund.

Quellen

Groß, Reiner. Geschichte Sachsens. Edition Leipzig, Berlin 2001

Schlegel, Siegfried (Hrsg.): Die Oberlausitz, ein liebenswertes Stück Deutschland – eine kleine Landeskunde. Bautzener Druck- und Verlagshaus, 2008

Akzent = schlechte Sprache?

Wer in Großstädten wie Berlin oder Hamburg unterwegs ist, hört nicht nur viele Sprachen, sondern auch viele Dialekte und Akzente. Als Linguistin höre ich oft ganz besonders hin, vor allem bei Akzenten.

Der Begriff ‚Akzent‘ kann unterschiedlich genutzt werden. Einmal bezeichnet er die Betonung von Wörtern oder auch Sätzen, was wir unter anderen aus Gedichten kennen. Andererseits ist der Akzent aber auch ein Merkmal von Dialekten und Sprecher*innen einer Fremdsprache. Wenn wir eine Sprache lernen, z.B. in der Schule, ist es schwierig diese Sprache akzentfrei zu sprechen. Das hängt u.a. mit dem Erwerbsalter zusammen. Kinder, die bilingual aufwachsen, haben meist in keiner ihrer Sprachen einen Akzent.

Ich selber spreche jede meiner Fremdsprachen mit Akzent, das werde ich auch nicht ändern können. Und so geht es den meisten Menschen, egal welche Sprache sie lernen. Doch wie wird eine Person wahrgenommen, wenn sie eine Sprache mit Akzent spricht? Dieser Frage wurde in unzähligen Studien nachgegangen. Unter anderem hat ein Forscherteam herausgefunden, dass Kinder Spielkameraden bevorzugen, wenn sie dieselbe Sprache ohne Akzent sprechen, unabhängig vom Aussehen, Geschlecht oder ob sie die Kinder kennen.

Doch wie ist die Wahrnehmung Erwachsener auf Sprechergruppen mit Akzent? Das sieht die Sache nämlich schon anders aus. Ähnlich wie Sprachen ein höheres oder niedriges Prestige besitzen, beeinflussen auch Akzente unsere Wahrnehmung und Einschätzung unseres Gegenübers.

Spricht eine Person mit einem bestimmten Akzent, glauben wir zu hören, dass sie die Sprache nicht gut beherrscht und weniger kompetent sei. Das ist ein Trugschluss, denn der Akzent hängt weder mit den Kenntnissen der Sprache noch mit dem Bildungsgrad zusammen, sondern meist mit dem Erwerbsalter. Und es ist auch kein Geheimnis, dass wir bestimmte Akzente z.B. einem französischen, als wohlklingender bewerten als andere.

Wir hören unseren eigenen Akzent beim Sprechen einer Fremdsprache aber nicht genauso wie unser Gegenüber, daher ist es schwierig den eigenen Akzent einzuschätzen. Bei anderen hören wir es natürlich, wenn es sich entweder um unsere Erstsprache oder eine Fremdsprache, die wir gut beherrschen, handelt. Würden wir uns selbst als weniger kompetent einschätzen, nur weil wir einen Akzent im Englischen oder Polnischen haben? Wahrscheinlich nicht. Aber bei anderen haben wir einen Grammatik-Tinnitus und urteilen anhand des Akzentes.

Und gegen dieses Problem haben Sprechergruppen mit einem Fremdsprachenakzent sogar noch mehr zu kämpfen, wenn sie noch das „passende“ Aussehen mitbringen. Wir sind so sozialisiert, dass wir das Aussehen einer Person mit bestimmten Charaktereigenschaften oder einem Bildungsgrad assoziieren. Machen wir uns dieser Sache bewusst, können wir viel offener und neutraler in Kommunikationssituationen gehen.

Quellen

Katherine D. Kinzler et al. Accent trumps race in guiding children’s social preferences. In: Social cognition. Band 27, Nr. 4, August 2009, S. 623–634

https://taz.de/Berlins-Buergermeisterkandidat-Saleh/!5034466

Beowulf

Die Kultur eines Landes oder einer Region definiert sich oft über ihre Literatur. In England ist ein Werk dabei besonders beliebt: das Heldenepos ‚Beowulf‘.

Das Beowulf-Epos stammt wahrscheinlich aus dem 8. Jahrhundert und umfasst über dreitausend Verse, geschrieben in Stabreimen. Es ist eins der wenigen überlieferten Schriften aus dieser Zeit in angelsächsischer Sprache. Es wird angenommen, dass die Sprache des Epos einen Dialekt aus dem Königreich Mercia entspricht.

Die einzig verbliebene Originalhandschrift wird London aufbewahrt. Anhand der Schrift kann man von zwei unterschiedlichen Schreibern dieses letzten Stückes ausgehen. Es existieren einige Abschriften jüngeren Datums, da das Originaldokument zu wertvoll und fragil ist, um an ihm zu forschen. Ursprünglich hatte das Epos auch keinen Titel, was zu damaliger Zeit so üblich war.

In Beowulf mischen sich fiktive mit historischen Figuren, was die Altersbestimmung des Epos zeitlich und auch geografisch begrenzt. Der Protagonist ist Beowulf, der dem germanischen Volk der Gauten (es ist unklar, ob es ein eigenes Volk war oder damit die Goten oder Jüten gemeint sind) angehört. Die geografischen Gegebenheiten weisen auf Schweden und Dänemark als Handlungsort hin.

Im ersten Teil des Gedichtes kommt Beowulf mit seinen Gefolgsleuten König Hrothar zu Hilfe, weil er und sein Volk immer wieder von einem Ungeheuer namens Grendel angegriffen werden. Das Ungeheuer kommt in die große Halle und tötet die dort feiernden Menschen. Scheinbar können die Schwerter der Krieger Grendel nichts anhaben. Der Held Beowulf reißt ihm einen Arm aus und Grendel flieht schwer verwundet. Seine auf Rache sinnende Mutter kommt daraufhin in die Halle und tötet einige Krieger, bevor sie in ihre Höhle unter einem See flieht. Dorthin folgen ihr Beowulf und sein Gefolge, doch nur er taucht in den See hinab, wo ein blutiger Kampf entbrennt. Mit seinem eigenen Schwert kann er Grendels Mutter nicht verwunden, also nimmt er ein magisches Schwert aus dem Schatz der Mutter und schlägt ihr den Kopf ab. Als er dann auch noch den verwundeten Grendel findet, tötet er ihn ebenfalls mit diesem Schwert.

Der zweite Teil spielt etliche Jahre später als Beowulf, nun als König der Gauten, gegen einen Drachen kämpft. Dieser Drache terrorisiert das Land, weil jemand etwas aus seinem Schatz gestohlen hat. Beowulf macht sich auf den Drachen zu töten, wird aber in der Höhle von diesem überrascht und angegriffen. Er erleidet dabei schwere Verletzungen, schafft es aber mit seinem treuen Gefolgsmann Wiglaf den Drachen zu töten. Kurzdarauf stirb Beowulf an den Verletzungen des Kampfes. Den Schatz wird zusammen mit Beowulf in einem Grabhügel vergraben.

In dem Epos spielgelt sich der klassische Kampf Gut vs. Böse wider, wobei nicht nur das Können des Helden sondern auch das Schicksal einen große Rolle spielt. Es treten Figuren der nordischen Mythologie auf, während die Menschen schon ein christlich geprägtes Leben führen. Die Eigenschaften Beowulfs wie Tapferkeit, Mut und Ehre zeigen ein aus anderen Sagen und Legenden übliches gesellschaftliches Bild eines Mannes.

Viele Literaturgelehrte und Autoren ließen sich von dieser Geschichte inspirieren und schufen ähnliche Werke wie z.B. ‚Der Hobbit‘ von J.R.R. Tolkien. Doch auch schon im Mittelalter selbst, kamen ähnliche Heldengeschichten wie das Nibelungenlied, dessen Ähnlichkeit sich kaum abstreiten lässt, in Umlauf und erfreuen sich bis heute großer Beliebtheit.

Das Motiv des Drachen ist schon um einiges älter als Beowulf oder das Nibelungenlied, doch die Faszination für mythische Wesen bleibt über die Zeit hinweg erhalten.  

Quellen

Frey, Johannes. Beowulf. Das angelsächsische Heldenlied. Reclam, Stuttgart 2013

Millet, Victor. Germanische Heldendichtung im Mittelalter. Walter de Gruyter, Berlin 2008

Jahresrückblick 2024

Noch habe ich noch nicht genug Jahresrückblicke geschrieben, um es als Tradition zu bezeichnen, also arbeite ich dran! Wenn ich in den Artikel vom letzten Jahr anschaue, war dieses Jahr etwas ruhiger, zumindest in meinem Privatleben.

Es galt das Jahr ausgewogen zwischen Familie, Arbeit und Uni zu planen. Im Herbst 2023 begann mein Masterstudium, es drängten keine Abgaben. Ich konnte 2024 ganz entspannt angehen, bis auf eine Ausnahme, die mich ziemlich unter Druck setzte: Die C1-Prüfung für meine Hauptstudiensprache Polnisch im Juli. Im Januar hatte ich das Gefühl, es sei noch eine Ewigkeit bis Juli. Kam dann aber doch schneller als erwartet. Seit dem Frühjahr hatte ich auf diese mündliche Prüfung hingearbeitet und sie lief wirklich gut. Die anderen Prüfungen und Hausarbeiten waren zum Glück nicht so arbeitsintensiv, aber das Niveau zieht im Master etwas an.

Obwohl ich nicht wenig Kurse belegt haben, konnte ich mich auch der Arbeit in der Fachschaft widmen, die mir großen Spaß macht. Seit diesem Jahr ist unsere kleine Fachschaft auf ca. 10 Aktive angewachsen, was die Arbeit viel leichter macht. Wir organisieren jetzt regelmäßige Sprachcafés und andere Veranstaltungen, die gut besucht sind. Auch die Zusammenarbeit mit unseren Dozierenden ist dieses Jahr intensiver geworden. Ein Highlight war die Expolingua, auf der sich unser Institut zum ersten Mal vorstellen konnte.

Zusätzlich zu meinem eigentlichen Master ‚Slawische Sprachen‘ habe ich mich im Frühjahr dazu entschieden noch ein Zertifikationsstudium zu absolvieren, um Deutsch als Fremd- und Zweitsprache unterrichten zu können. Es wird parallel zum Hauptstudium angeboten und eröffnet mir eine neue Perspektive nach dem Studium. Besonders gespannt bin ich auf das Praktikum, was Teil des Curriculums ist. Aufgrund meiner beruflichen Erfahrung interessiert mich der Bereich der beruflichen Bildung besonders und ich hoffe, dass ich dort einen Praktikumsplatz bekomme. Je nach Planung werde ich das Zertifikat Ende des Sommer- oder des nächsten Wintersemesters fertigmachen, je nachdem wie die Kurse geplant werden und ob ich in allen einen Platz bekomme.

Und als ob das noch nicht genug Arbeit wäre, wollte ich im Bereich der Revitalisierung des Niedersorbischen aktiver werden. Ich habe schon lange überlegt, was sich da neben dem Studium anbieten würden und meinen Zeitrahmen nicht sprengen würden. Ich entschied mich also einen Niedersorbisch-Lernaccount auf Instagram zu starten, um auch andere Menschen mit meiner Leidenschaft für das Niedersorbische anzustecken! Und außerdem existierte ein solcher Account noch nicht, was ihn mir bei dieser dramatischen Sprachsituation des Niedersorbischen absolut notwendig erscheinen lässt. Die intensive Beschäftigung mit den sprachlichen Inhalten des Accounts hilft mir sehr beim Lernen am Ball zu bleiben und mich mit anderen Lernenden zu vernetzen.

Privat war auch einiges los, allem voran der Schulabschluss und Ausbildungsbeginn meines ältesten Sohnes! Das war für mich als Mama fast aufregender als für ihn!

Mit Vorsätzen für das neue Jahr bin ich ja immer etwas zurückhaltend, weil sie sowieso spätestens im Februar über Bord geworfen werden. Aber ich plane schon einige Termine und setzte mir konkrete Ziele, was ich im neuen Jahr erreichen will. Dazu gehört u.a. der Niedersorbischkurs im Sommer und die B1-Prüfung im Herbst!

Ich danke allen, die meinen Blog und meine Arbeit in den sozialen Medien unterstützen! Lasst uns die Neugier und Leselust auch im Jahr 2025 bewahren!