Jan Arnošt Smoler

Das 19. Jahrhundert war in Europa eine Zeit des Nationalen Erwachens. Die vorangegangenen Kriege, der Wiener Kongress und die Herausbildung des Bürgertums schafften die Voraussetzungen für die Belebung des Nationalbewusstseins, vor allem in Mitteleuropa. Auch im sorbischen Gebiet etablierten sich die Forderungen nach mehr Rechten und der freien Auslebung der sorbischen Kultur, die durch viele Sorben aktiv gefordert und gelebt wurde. Einer der bekanntesten ‚Väter‘ der sorbischen Wiedergeburt war der Philologe und Schriftsteller Jan Arnošt Smoler.

Geboren am 03.März 1816 in Merzdorf (obersorbisch Łućo), einem Ort in der Oberlausitz, war Jan Arnošt Smoler, sein deutscher Name ist Johann Ernst Schmaler, das älteste von fünf Kindern. Sein Vater Johann arbeitete als Lehrer und Kantor und brachte den Kindern die sorbische Kultur näher. Seine Schulzeit am Bautzener Gymnasium war vor allem deutschsprachig geprägt, jedoch setzte er sich schon in Bautzen für den Sorbischunterricht ein. Auch in Breslau, wo er ab 1836 Theologie und ab 1841 slawische Philologie studierte, konnte Smoler seine Mitmenschen für sorbische Themen gewinnen und gründete den Akademischen Verein für lausitzische Geschichte und Sprache.

Zwischen den beiden Studienaufenthalten lebte er wieder in der Lausitz und engagierte sich im Sorbentum, sammelte Lieder und Geschichten, die er mit anderen Mitstreitern in einem Band herausgab. Smoler korrespondierte intensiv mit bedeutenden Vertretern der slawischen Welt, u.a. Ján Kollár und Václav Hanka. 1847 gründete er mit anderen den Verein Maćica Serbska, einer wissenschaftlichen Gesellschaft, die sich bis heute mit der Pflege der sorbischen Kultur beschäftigt.

Die politischen Ereignisse 1815 und 1848 betrafen auch die sorbischen Gebiete. Die Teilung der Lausitz in zwei Staaten, Sachsen und Preußen, litten die Sorben unter starkem politischem Druck sich zu assimilieren. Das Revolutionsjahr 1848 verschärfte die Repressalien gegen alle Minderheiten in Preußen. In dieser Zeit erhöhte sich die Anzahl der sorbischen Auswanderungen nach Amerika und Australien. Jan Arnošt Smoler setzte sich für die Rechte der Sorben ein. Die sächsische Regierung behandelte die sorbische Minderheit weniger restriktiv als die preußische. Ab 1850 wurde in Sachsen der Schulunterricht in sorbischer Sprache eingeführt, Smoler war als einer der ersten Lehrer in Bautzen tätig. Zusätzlich zu seiner Lehrtätigkeit verfasste er Sorbisch-Lehrbücher, denn durch die Einschränkungen standen keine geeignete zur Verfügung.

Die Lehr- und Schriftstellertätigkeiten führten Smoler 1852 zur Gründung einer Buchhandlung in Bautzen. Außerdem verlegte er ab 1854 eine sorbische Zeitung und brachte im Laufe der Zeit viele Schriften zu sorbischen Themen heraus. Smoler reiste viel in den Ländern Osteuropas, knüpfte Kontakte und versuchte für die Sorben Fürsprecher bei anderen Staaten zu gewinnen. Für ihn war die Verbindung der slawischen Sprachen der Schlüssel für die Verständigung zwischen der Völker.

Seine Publikationen sind zahlreich und themenübergreifend. Von Lehrbüchern, über Grammatiken und Geschichtensammlungen bis hin zu Folkloresammlungen war alles dabei. Seine verlegten Werke umfassten ebenfalls die ganze Bandbreite der slawistischen Themen.

Smoler war nicht nur im Beruf sehr aktiv. Mit seiner ersten Frau Amalia Christa hatte er sieben Kinder, jedoch starb seine Frau schon 1868. Seine zweite Frau war Ernestine, geb. Heinzelmann, die Ehe blieb kinderlos. Jan Arnošt Smoler starb am 13. Juni 1884 in Bautzen.

Sein Wirken ist bis heute überall in der Lausitz sichtbar. Die Buchhandlung in Bautzen und eine Begegnungsstätte in Lohsa tragen seinen Namen. Die von ihm geschaffene Werke sind Zeugnisse der tiefen Verbundenheit zu einem Volk, das in der Vergangenheit und auch in der Zukunft um seine Rechte und Anerkennung kämpfen muss.

Quellen

Kunze, Peter Kunze. Johann Ernst Schmaler. In: Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde (Hrsg.): Sächsische Biografie.

Schön, Franz & Scholze, Dietrich (Hrsg.). Sorbisches Kulturlexikon. Domowina-Verlag, Bautzen 2014

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