Veles – der Gott der Fruchtbarkeit

Die slawische Mythologie kennt viele Götter, doch vier sind besonders wichtig. Einer davon ist Veles (oder Volos), der Gott der Fruchtbarkeit und des Viehs. Veles agiert als Gegensatz zu Perun, der Gott des Donners, auf der Erde. Diese Gegensätzlichkeit kennen wir aus vielen Kulturkreisen z.B. auch bei den Griechen (Zeus vs. Poseidon vs. Hades).

Die Herkunft des Namens ‚Veles‘ ist nicht sicher geklärt. Eine mögliche Herkunft könnte die protoindoeuropäische Wurzel *wel- sein, die ‚Wolle‘ bedeutet. Eine zweite Möglichkeit kann die Wurzel *welg für ‚nass‘ sein oder auch *woltus für Wiese, was angesichts der Naturverbundenheit des Gottes einleuchtend ist. Sicher ist aber, dass es eine Verbindung vom slawischen Veles zum baltischen Velnias gibt, der in der baltischen Mythologie eine Art Teufel darstellt und gegen den Gott Perkunas (die slawische Entsprechung ist Perun) agiert. Die in vielen Kulturen überlieferte Zwist zwischen Göttern zeigt sich auch bei den Slawen.

Der slawische Gott Veles vereint gleich mehrere Aufgaben in sich: Er ist der Gott der Fruchtbarkeit, des Waldes, des Viehs, der Ernte, der Magie, des Wissens und des Totenreiches. All diese Funktionen lassen Veles in allen Bereichen des Lebens eine wichtige Rolle spielen, je nach Region wird sein Wirkbereich ein wenig anders interpretiert.

Trotz seiner vielfältigen Funktionen wird er in den vielen Quellen oft nur am Rande erwähnt und steht oft im Schatten der anderen Götter, vor allem Perun. Vielerorts weisen Ortsnamen oder Bezeichnungen von Bergen eine Verbindung zu Veles auf, im gesamten slawisch besiedelten Raum. Auch in einigen Liedern ist der Name des Gott überliefert.

Es sind keine Beschreibungen von Veles überliefert, alle Bildnisse sind erst nach der Christianisierung entstanden. Ein typisches Bild ist ein älterer Mann, der in der Natur und mit Tieren dargestellt wird. Zum Veles-Kult gehörten auch Opfergaben, entweder zur Zeit der Ernte z.B Ähren vom Feld oder auch Tieropfer. Überliefert sind auch Tieropfer Verbindung mit der Wintersonnenwende. Die Wintersonnenwende stellt in heidnischen Kulturen oft einen symbolischen Übergang vom Tod zum Leben.  

Seine Verbindung zum Totenreich brachte ihn nach der Christianisierung der Slawen einen Status des Teufels ein, denn die Christen lehnte den Polytheismus der Heiden grundsätzlich ab. Um die Götter der Slawen abzuwerten, machte die Missionare böse Geister aus ihnen. An Veles Stelle traten Heilige, deren Namen ähnlich klangen z.B. der heilige Blasius oder Nikolaus. Die Veles zugeschriebenen Kräfte und Funktionen konnten natürlich nicht einfach auf Heilige überschrieben werden. Die Aspekte wie Tod oder Krankheit konnten bzw. wollten die Christen nicht mit ihren Heiligen verbinden, sondern nur die positiven Funktionen und Eigenschaften. Alles Negative findet sich in Gestalt des Teufels oder böser Geister wieder.

Im Rodismus bzw. Neopaganismus feiert man die heidnischen Götter und Kulte aus der vorchristlichen Zeit und dabei spielt Veles als einer der vier großen Gottheiten eine zentrale Rolle. Diese Begeisterung für die heidnischen Götter ist besonders in Polen und Tschechien verbreitet.  

Quellen

Zdeněk Váňa: Mythologie und Götterwelt der slawischen Völker. Urachhaus, Stuttgart 1993

Joachim Herrmann: Welt der Slawen. Geschichte, Gesellschaft, Kultur. Beck, München 1986

Bildquelle

Andrey Shishkin – Author's website, № 242 Велес, CC BY 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=96877998

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