Die Ranen auf Rügen

Die Jaromarsäule in den Wallanlagen der
Jaromarsburg auf Kap Arkona

Eine der beliebtesten Inseln Deutschland war Jahrhunderte lang die Heimat eines heute fast vergessenen Volkes: die Ranen.

Die Ranen waren ein ostseeslawisches Volk, die wie die Pomoranen und Wilzen entlang der Ostseeküste siedelten. Ihr Hauptsiedlungsgebiet war Rügen und die Küste um Stralsund bis nach Wolgast. Dort fanden sie nach der Völkerwanderung eine neue Heimat. In nächster Nachbarschft siedelten weitere slawische Stämme. Heute geht man sicher davon aus, dass das Gebiet der heutigen Bundesländer Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg, Berlin, Teile von Sachsen-Anhalt, Thüringen und Sachsen so gut wie vollständig von unterschiedlichen westslawischen Völkern besiedelt war.

Die Namensherkunft der Ranen ist nicht sicher geklärt, möglicherweise lautete die Eigenbezeichnung ‚Rugani‘ oder ‚Rujani‘. Überliefert ist der Name in einem Text aus dem 11. Jahrhundert eines Chronisten.

In ihrem Herrschaftsgebiet errichteten die Ranenfürsten Wallburgen und viele Kultstätten, am bekanntesten ist die Stätte am Kap Arkona auf Rügen. Bis ins 12. Jahrhundert war die dort erbaute Jaromarsburg die wichtigste Kultstätte der Ranen. Die Ostsee hat im Laufe der Zeit große Teile der Kreidefelsen abbrechen lassen, so dass heute nur noch anhand der Reste des Walls vermutet werden kann wie groß die Anlage ursprünglich war.

Die Ranen beteten viele Götter an, unter anderem Svantevit, dem die Kultstätte am Kap Arkona gewidmet war. Im ganzen Siedlungsgebiet des Volkes befanden sich große Holzstauten mit Gottheiten z.B. Porevit und Porenut. Viele Gottheiten der Ranen hatten mehrere Köpfe bzw. Gesichter.

Als die Christianisierung des Ostseeraumes im 12. Jahrhundert voranschritt, geritten die Gottheiten in Konkurrenz zum christlichen Gott, der so anders war als die heidnischen Gottheiten. Auch ihre Unabhängigkeit büßten die slawischen Stämme mit der Zeit ein und gerieten unter dänische Herrschaft. In dieser Zeit siedelten sich immer mehr Menschen aus anderen Gebieten wie Niedersachsen, Holstein oder auch Flandern an, was nicht nur Einfluss auf die slawische Kultur hatte.

Auch die Sprache der Ranen, ein Dialekt des Polabischen, wurde durch die neuen Siedler immer weiter zurückgedrängt. Zum Beginn des 15. Jahrhunderts starb das Polabische aus. Da die Sprache nicht verschriftlicht war, sind Rückschlüsse nur durch erhaltene Orts- und Flurnamen zu ziehen. Die meisten Ortsbezeichnungen lassen sich auf slawischen Ursprung zurückführen, was die Besiedlung des Gebietes durch die Ranen und anderen Stämmen beweist.

Die slawische Bevölkerung assimilierte sich nach der Christianisierung schnell und heute sind sich die meisten der slawische Geschichte ihrer Familien kaum noch bewusst. Die Geschichte der Region erfreut in den letzten Jahrzehnten in der Forschung und bei den Hobby-Historikern wieder großer Beliebtheit.

Quellen

Ziemann, Peter. Ranen, Rügen und Meer. Die Geschichte eines versunkenen, slawischen Volksstammes. Edition Pommern, Elmenhorst/Vorpommern 2015

Petrick, Fritz. Rügen. Die Geschichte einer Insel. Wachholtz, Kiel/Hamburg 2017

Bild: Von Mars 2002 – Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=30410684

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