Saterland – kleinste Sprachinsel in Europa

Die Friesen kennt man in Deutschland. Sie leben an der Nordseeküste und sprechen Friesisch. Doch nur wenige wissen, dass es eine kleine Gruppe von Friesen gibt, die nicht direkt an der Küste oder auf einer der friesischen Inseln leben, sondern etwa 100km landeinwärts im Saterland.

Das Saterland (saterfriesisch Seelterlound) ist eine kleine Region im Landkreis Cloppenburg, die eine Sprachinsel bildet. Die erste Besiedlung fand um das Jahr 1100 stand, wobei neue Forschung von einem früheren Zeitpunkt ausgeht. Die Menschen zogen von der Küste ins Landesinnere, weil die Lebensbedingungen dort besser erschienen. Die Gegend war aber von Mooren durchzogen und unwegsam. Das erleichterte nicht unbedingt das tägliche Leben, bot aber einen gewissen Schutz.

Die Menschen im Saterland und in den anderen friesischen Gebieten lebten vergleichsweise autonom, ein Recht von Karl dem Großen garantierte ihnen diese Autonomie weit bis zum Ende des Mittelalters. Diese Rechte, genannt ‚Friesische Freiheit‘, bedeutete, dass die Friesen nur dem Kaiser unterstanden. Das erklärt auch die gesellschaftlichen Entwicklungen dieses Volkes, das nicht in einem Feudalsystem lebte wie die meisten anderen. Die Friesen durften z.B. frei jagen, ihre Berufe selbst wählen und waren von den meisten Abgaben befreit, obwohl ihr Gebiet formal-rechtlich einem weltlichen Herrscher unterstand.

Die nach der Christianisierung erfolgte Besiedlung ging auch mit einer Zugehörigkeit zum Bischofssitz in Münster einher, was die Saterfriesen aber kaum in ihrer politischen Eigenständigkeit einschränkte. Diese Privilegien sind heute nicht mehr gültig, das Saterland machte mehrere Gebietsreformen durch und ist heute weitgehend erschlossen und nicht mehr isoliert wie früher.

Im Saterland hat sich die ostfriesische Sprache erhalten, auch wenn die Zahl der Sprecher*innen in den letzten Jahrzehnten bedrohlich abgenommen hat. Die schwer zugängliche Region bot ideale Bedingungen zur Bewahrung der Sprache. Die vor der Besiedlung der Friesen dort ansässige niederdeutschsprachige Bevölkerung wurde schnell sprachlich assimiliert. Heute gehört das Saterfriesische zu den am stärksten bedrohten Sprachen in Europa.

Aus dem späten Mittelalter ist noch eine Kirche des Johanniterordens erhalten, außerdem viele Gebäude aus dem 19. Jahrhundert. Als eine der wenigen Friesen sind die meisten Saterfriesen katholisch. Die Region ist für Sportbegeisterte ein Paradis, vor allem für Wassersport.

Das Wappen des Saterlandes zeigt einen goldenen Thronsessel auf rotem Grund mit Karl dem Großen, der Zepter und Reichapfel trägt. Neben ihm lehnt der Reichsadler auf einem Schild.

Quellen

https://www.saterland.de

Muske, Horst (Hrsg). Handbuch des Friesischen. Max Niemeyer Verlag, Tübingen 2001

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