Das Moon-Alphabet

Wenn man Blindenschrift denkt, fällt den meisten zuerst das Braille-Alphabet ein. Doch es ist nur eins von vielen existierenden Alphabeten für blinde bzw. sehbehinderte Menschen. Der Englänger William Moon entwickelte in der Mitte des 19. Jahrhunderts ein Alphabet, das auf erhabenen geometrischen Zeichen beruht: das Moon-Alphabet.

Diese Reliefschrift basiert auf der lateinischen Schrift, die von der Form der einzelnen Buchstaben an die jeweiligen Buchstaben des Schwarzschriftalphabets erinnert. Sie sind erhaben, sodass sie wie andere Blindenschriften z.B. Braille durch Ertasten von den Lesenden erfühlt werden können.

William Moon verlor sein Augenlicht nach einer Scharlacherkrankung. Er arbeitet als Lehrer in einer Blindenschule und kannte verschiedene Blindenschriften, mit denen er aber nicht zufrieden war. 1845 veröffentlichte er sein eigenes Alphabet, von dessen besserer Lesbarkeit er überzeugt war.

Die Grundidee des Alphabets sind 6 geometrische Zeichen, die sehr markant sind. Man erkennt bei Moons Buchstaben gut die Ableitung von lateinischen Alphabet, wobei Moon zum verbesserten Kontrast besonders auf Spiegelungen von Buchstaben setzt, wie z.B. bei P und Q. Durch die eindeutigen Formen minimierte Moon die Verwechslungsgefahr beim Lesen. Die Zahlen haben keine eigenen Zeichen, sondern werden durch die Buchstaben A – J und ein vorheriges Startsymbol wiedergegeben.

Moons Alphabet stand von Beginn an in Konkurrenz zur Braille-Schrift. In England gab es damals noch keine einheitliche Verwendung einer bestimmten Schrift. Moon ließ viele Werke, u.a. die Bibel, in seinem Alphabet drucken, damit sie in Schulen und im Alltag wirklich eingesetzt werden konnten. Da diese Drucke viel Geld kosteten, sah sich Moon nach Unterstützern um. Sir Lowther, wie Moon ebenfalls durch Scharlach erblindet, finanzierte Moons Arbeit. Moon druckte in vielen verschiedenen Sprachen.

Das Moon-Alphabet bietet gegenüber der Braille-Schrift einige Vorteile. Menschen, die erst im Laufe ihres Lebens erblinden und evtl. schon lesen gelernt haben, fällt das Erlernen des Moon-Alphabets leichter als Braille. Auch die Lesbarkeit für Menschen mit einem Restsehvermögen können die Form der Buchstaben als Orientierung zum Fühlen nutzen. Im englischsprachigen Raum war das Moon-Alphabet lange Zeit viel verbreiteter als die Braille-Schrift. Und auch heute findet man viele Schriften im Moon-Alphabet z.B. in Lateinamerika.

Ein Nachteil des Moon-Alphabets besteht aber in der Schreibung der Buchstaben, weil die Winkel und Rundungen von blinden Menschen nur schwer exakt geschrieben werden können. Daher bleibt das Moon-Alphabet in den meisten Fällen eine reine Leseschrift.

Das Anliegen William Moons, Bildung aller Menschen mit Sehbehinderung oder Blindheit, hat in den Jahrzehnten seines Wirkens richtig an Fahrt aufgenommen. Blinde Menschen wurden oft als geistig eingeschränkt abgestempelt und hatten selten eine Chance auf Bildung. Die Arbeit von Moon (und natürlich all den anderen) bildete die Grundlage der heutigen Blinden- uns Sehbehindertenpädagogik.   

Quellen

 www.fakoo.de (Moonalphabet online lernen)

“Learning Moon”. rnib.org.uk. Royal National Institute for the Blind. Archived from the original on 24 December 2012.

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