Das heutige Thüringen ist eins der sechzehn deutschen Bundesländer. Doch weit vor der Gründung Deutschlands findet man Thüringen in alten Quellen als Heimat der Thüringer und als Herrschaftsgebiet verschiedener Adelsgeschlechter. Der Name Thüringen leitet sich von ‚Thuringi‘ ab, die Bezeichnung für den dort seit der Völkerwanderung ansässigen germanischen Volksstamm.
In Zentrum Thüringens liegt das Thüringer Becken, was von Mittelgebirgen wie dem Kyffhäuser und dem Thüringer Wald eingerahmt wird. Durchzogen von vielen Flüssen wie der Saale und der Unstrut eignet sich die Region hervorragend für die Forst- und Landwirtschaft. Wichtige Städte sind u.a. Erfurt, Jena und Weimar.
Die Region wurde schon früh von germanischen Stämmen besiedelt, erste Quellen über die Besiedlung stammen aus dem 4. Jahrhundert n.Chr. von Römern. Im 6. Jahrhundert unterwarfen die Franken von Westen aus weite Teile des heutigen Thüringens. Unter der Herrschaft der Merowinger bestand bis ins 8. Jahrhundert n.Chr. ein Herzogtum Thüringen, einschließlich der Gründung der Städte Erfurt und Arnstadt. In dieser Zeit wurden die meisten Bewohner der Region zum Christentum bekehrt und in Erfurt gründete sich das Bistum Erfurt.
Die Zugehörigkeit zum Heiligen Römischen Reich verhinderte eine weitere Ausbreitung und Erstarkung des Herzogtums, die Herrschaftsansprüche verschiedener Adliger führte zu zahlreichen Auseinandersetzungen bis ins 13. Jahrhundert hinein. Die Wettiner gingen als Sieger der Erbfolgestreitigkeiten hervor und vereinten große Teile Thüringens mit ihren Ländereien in Sachsen.
Im späten Mittelalten blühten die Städte wie Erfurt auf, es entstanden Universitäten und der Handel mit Städte in ganz Europa florierte.
Zur Zeit der Reformation war Thüringen ein kulturelles Zentrum. Martin Luther studierte in Erfurt, lehrte dann in Wittenberg, was damals zum Herrschaftsgebiet des Sächsischen Kürfürsten gehörte und auch große Teile des heutigen Thüringens einschloss. Die Wartburg bei Eisenach, auf der Luther an seiner Bibelübersetzung arbeitete, ist einer der bedeutendsten Orte in Thüringen und markiert einen Wendepunkt in der Kirchengeschichte. Die aus der Reformation resultierende Bauernkriege begannen im thüringischen Mühl- und Frankenhausen. Der 30jährige Krieg verwüstete und entvölkerte ganze Landstriche.
Dem 30jährigen Krieg folgte eine Zeit der Blüte. Die Region entwickelte sich u.a. durch verbesserte Bildung der Bevölkerung zu einem Zentrum des Humanismus. Die Einflüsse der ansässigen Adelsgeschlechter breitete sich nach der wirtschaftlichen Erholung Thüringens zum Beginn des 18.Jahrhunderts in viele europäische Königshäuser aus, u.a. nach England, Belgien und Preußen. Gelehrte und Dichter wie Goethe, Schiller und Hegel wirkten an verschiedenen Orten in Thüringen.
Der Wiener Kongress 1815 und die politischen Ereignisse des 19. Jahrhunderts schufen weitere Kulturzentren und Gelehrte wie Friedrich Fröbel oder Frank Liszt sorgten für wichtige Impulse in ihren Fachgebieten, die weit über die Grenzen Thüringens hinaus wirkten. Die Industrialisierung der Region und ihre Anbindung an das Eisenbahnnetz schufen Arbeitsplätze und ein Bevölkerungswachstum. Daraus ergaben sich soziale Probleme, was u.a. zum Wirken Bebels in Eisenach führte und richtungsweisend für die Politik in der heutigen Bundesrepublik.
Nach dem Ersten Weltkrieg gründetet sich das Land Thüringen als Teil der Weimarer Republik, dessen Eigenständigkeit ab 1933 von den Nationalsozialisten aufgehoben wurde. Auf die Umstrukturierung in der DDR in einzelne Bezirke folgte nach der Wiedervereinigung die Neu-Gründung des Landes Thüringen als Freistaat wie wir es heute kennen.
Das Wappen Thüringens zeigt einen siebenfach geteilten, golden bewehrten und gekrönten rot-weißen Löwen, begleitet von acht silbernen Sternen, auf blauem Grund.
Quellen
John, Jürgen & Jonscher Reinhard & Stelzner, Axel. Geschichte in Daten – Thüringen. Koehler & Amelang, München 1995
Raßloff, Steffen. Geschichte Thüringens. Beck. München 2010