Das Voynich-Manuskript

In den letzten Jahrzehnten hat sich die Linguistik durch technische Neuerungen unfassbar schnell und qualitativ super entwickelt. Man könnte meinen, wir wüssten alles über Sprache und ihre Verwendung. Doch es gibt noch einige weiße Flecken im linguistischen Kosmos. Einer davon ist das Voynich-Manuskript.

Das Voynich-Manuskript gibt den Forschern bis heute Rätsel auf, denn es ist in einer unbekannten Schrift verfasst worden und beinhaltet Zeichnungen, die man nicht zuordnen kann.  Die Faszination des Voynich-Manuskripts hält seit langer Zeit an und wird sich mit der Entschlüsselung (wann auch immer) sicher nicht brechen lassen.

Seinen Namen bekam das Manuskript durch Michał Habdank-Wojnicz (dt. Wilfrid Michael Voynich), einem polnischen Antiquar, der es 1912 in Italien kaufte.

Das Manuskript selbst gibt keinen Aufschluss auf sein Alter oder Herkunft. Forscher haben jedoch das Papier und die Farben untersucht, dessen Alter sie auf Anfang bis Mitte des 15. Jahrhunderts datierten. Auch die Zeichnungen geben in ihrer Art und Weise Hinweise auf diesen Zeitraum mit ein wenig Spielraum ins 16. Jahrhundert (es war üblich Pergament mehrfach zu verwenden).

Viel schwieriger als das Alter, ist die Bedeutung der Schrift und der Zeichnungen zu ergründen. Die Zeichnungen zeigen verschiedene Motive z.B. Tiere, Pflanzen, Sterne oder Planeten und Menschen, meist Frauen in Gruppen. Manche Zeichnungen können echten Tieren oder Gegenstände entsprechen, jedoch weisen besonders die Pflanzen Merkmale auf, die sich von den uns bekannten Pflanzen unterscheiden. Die oft wie Rezepte aussehenden Kombinationen von Pflanzen, Gerätschaften und Text lassen die Vermutung aufkommen, dass es sich um eine pharmakologische Sammlung handelt. Die Reihenfolge der Seiten und ihre Einteilung lassen auf eine systematische Ausarbeitung schließen z.B. ein Lehrwerk.

Auch linguistischer Sicht sind vor allem die Schrift und die dazugehörige Sprache besonders interessant. Auf den ersten Blick erscheint die Schrift zwar fremd, aber mit einer Alphabetschrift verwandt. Die Schriftrichtung von links nach rechts und die Sektion von scheinbaren Wörtern ähnelt den gängigen Schriften mit lateinischen oder kyrillischen Buchstaben. Die gleichmäßige Schrift legt die Vermutung nahe, dass der Verfasser ein geübter Schreiber war.

Die Buchstaben bzw. Schriftzeichen, oft ist es unklar ob ein Zeichen nicht eine ganze Silbe repräsentiert, sind nicht abschließend erforscht. Je nach Zählweise gibt es 20 bis 30 Buchstaben/Zeichen, die in unterschiedlicher Verteilung vorkommen. Es gab schon viele Versuche das Alphabet zu decodieren, bis jetzt nicht zufriedenstellend. Die Buchstabenverteilung innerhalb der Wörter richtet sich scheinbar nach den Sprachgesetzen natürlicher Sprachen z.B. kommen einige Wörter überall vor wie Funktionswörter, andere nur an bestimmten Stellen wie Inhaltswörter (Zutaten, Fachwörter etc.). Doch trotz dieser Ähnlichkeiten ist eine Entschlüsselung noch nicht in Sicht.

Ein anderer Versuch die Herkunft des Manuskriptes nachzuvollziehen, war die Rekonstruktion der Vorbesitzer. Bis heute kursieren mehrere Theorien, aber keine ist stichhaltig. Manche bahaupten auch, dass das Manuskript nicht entschlüsselbar sei, weil die Sprache und die Abbildungen freie Erfindungen sind. Wie wahrscheinlich ist es aber, dass sich eine Person solche Mühe macht, nur für einen Scherz?

Michał Habdank-Wojnicz hat Kopien an viele Fachleute, mit der Bitte um Entschlüsselung, geschickt. Kryptologen, Biologen und viele andere Fachdisziplinen arbeiteten, meist getrennt voneinander, stellten ihre Thesen vor, aber keiner konnte eine sinnvolle und umfassende Entschlüsselung liefern.

Der Bekanntheitsgrad und das Interesse am Voynich-Manuskript steigen mit jeder Veröffentlichung, die digitalen Medien machen allen den Zugang möglich. Auch die Kulturszene fand Interesse am Manuskript, wobei nicht unbedingt die Entschlüsselung im Vordergrund steht.

Solange nicht absolut klar ist was das Manuskript ist und von wem es stammt, werden sich Interessierte und Wissenschaftler daran versuchen.

Quellen

Pache, Vera & Schmeh, Klaus. Das Voynich Manuskript, Gesamtdarstellung aller Tafeln der geheimnisvollen illuminierten Handschrift.  Favoritenpresse, Berlin 2022

Roitzsch,Erich H. Peter. Das Voynich-Manuskript. Ein ungelöstes Rätsel der Vergangenheit. Verlags-Haus Monsenstein und Vannerdat, Münster 2008

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