J. R. R. Tolkien – der Vater von Mittelerde

Wer kennt nicht die Bücher „Herr der Ringe“ und „Der Hobbit“? Nicht jeder hat sie gelesen, die meisten aber gesehen. Doch wer war der Mann, der diese fantastische Welt und ihre außergewöhnlichen Sprachen geschaffen hat?

John Ronald Reuel Tolkien, meist werden seine Vornamen Ronald und Reuel abgekürzt, wurde am 3. Januar 1892 in Bloemfontein geboren. Der Ort lag im Oranje-Freistaat, der eine unabhängige Republik unter den Buren in Südafrika war. Heute ist sie ein Teil der Republik Südafrika. Tolkiens Vater Arthur arbeitete dort für eine Bank. Die Vorfahren der Familie Tolkien stammten aus Deutschland.

1895 reiste Tolkiens Mutter Mabel mit ihm und seinem jüngeren Bruder Hilary nach Birmingham, wo sie 1896 vom Tod ihres Mannes erfuhr. Die Familie blieb daraufhin in England. Schon als Kind faszinierten ihn Sprachen und seine Mutter lehrte ihn Grundzüge von Latein, Deutsch und Französisch. Auch Märchen, Sagen und Heldengeschichten wurden im Hause Tolkiens gerne gelesen. Tolkiens Mutter unterstützte die Interessen ihrer Söhne.

1900 trat Mabel mit den Kindern zum römisch-katholischen Glauben über, was in ihrem Umfeld für viele Spannungen sorgte. Für Tolkien blieb sein Glauben zeitlebens eine wichtige Stütze.

In der Schule lernte Tolkien Latein und Griechisch, auch Mittelenglisch eignete er sich an. Seine Begeisterung für Sprachen, vor allem alte Sprachen, nahm immer mehr zu.

1904 starb seine Mutter unerwartet nach kurzer schwerer Krankheit und die Kinder kamen in die Obhut von Pater Francis Morgans. Die beiden Waisen wohnten in den nächsten Jahren bei ihrer Tante Beatrice. 1908 lernte er Edith kennen, eine drei Jahre ältere Frau, in die er sich verliebte. Sein Vormund Pater Francis Morgans verbot ihm allerdings den Umgang mit ihr.

Die Schulzeit nutze Tolkien intensiv, um sich weiter mit Sprachen zu beschäftigen. Zu seinen schon zahlreichen Sprachen kamen Das Gotische, das Altenglische und das Altnordische hinzu, wodurch er in der Lage war die alten Literaturen wie „Beowulf und den nordischen Mythen im Original zu lesen. Mit diesen Sprachfähigkeiten ausgestattet, begann Tolkien bald eigene Sprachen zu konstruieren. Außerdem versuchte er sich an eigenen Gedichten und gründete mit Freunden einen Literaturclub.

1910 gelang es Tolkien, nachdem er es 1909 schon versucht hatte, ein Stipendium von Exeter College in Oxford zu bekommen. 1911 begann er ein Studium der klassischen Sprachen (Latein und Griechisch), war aber schnell gelangweilt und beschäftigte sich zusätzlich noch mit Walisisch und Finnisch (einer Sprache, von der er sehr angetan war).

Kurz vor seinem 21. Geburtstag schrieb er seiner großen Liebe Edith, musste aber erfahren, dass sie sich mit einem anderen Mann verlobt hatte. Tolkien fuhr daraufhin zu ihr und überzeugte sie, ihn zu heiraten.

Nach zwei Studienjahren wechselte er an das Institut für Englische Sprache und Literatur, das sein Interesse an germanischen Sprachen immer mehr zunahm. Im Juni 1915 schloss er sein Studium, mit Auszeichnung, ab. Am 22.März 1916 heiratete Tolkien Edith, nachdem sie ein Jahr zuvor zum römisch-katholischem Glauben konvertiert war. Zwischen 1917 und 1929 bekam das Paar vier Kinder.

Der erste Weltkrieg erfasste 1916 auch das Leben Tolkiens. Er nahm an der Schlacht an der Somme teil, die schrecklichen Bilder der Schlacht ließen ihn nie wieder los. Eine Erkrankung am Fleckfieber, verursacht durch die katastrophalen hygienischen Bedingungen, machten eine Behandlung in England notwendig. Viele seiner Studienfreunde fielen im Krieg.

Im November 1918 bekam Tolkien eine Stelle beim New English Dictionary, die ihn intellektuell forderte. Nebenbei unterrichtet er Privatschüler, um das Gehalt aufzubessern. 1920 ging er für zwei Jahre als Professor ans Institut für englische Sprache nach Leeds, bis er sich 1925 auf eine freie Professur für Angelsächsisch am Pembroke College in Oxford bewarb und schließlich auch bekam.

1945 wurde Tolkien Professor für Anglistik, ebenfalls ins Oxford. Er lehrte und schrieb in den nächsten Jahrzehnten, manche Werke überarbeitete er mehrfach. 1971 starb seine Frau Edith, was Tolkien schwer traf. 1972 wurde ihm von der Queen der Rang eines Commander des Order of the British Empire verliehen. Am 2. September 1973 starb Tolkien in Bournemouth und wurde in Oxford beigesetzt.

Die Werke, die Tolkien schuf, sind weltberühmt und seit Generationen Pflichtlektüre für Fantasy-Fans. Das bekannteste Werk „Der Herr der Ringe“ erschien erstmals 1954, nach vielem Hin und Her. Einige Verlage lehnten das Buch als zu lang ab, Tolkien war aber nicht zu Veränderungen bereit. Es wurde schließlich in drei Bänden („die Gefährten“- „Die zwei Türme“- „die Rückkehr des Königs“) herausgegeben. 1964 kam es zu einem Streit um die Taschenbuchrechte. Ein amerikanischer Verleger brachte das Buch ohne Tolkiens Erlaubnis als Taschenbuch heraus. Die Rechtslage war nicht eindeutig, aber der öffentliche Aufschrei beflügelte Tolkiens Ruhm immens.

Auch die Veröffentlichungen „Der Hobbit“ und „Das Silmarillion“ sind im deutschsprachigen Raum sehr bekannt und beliebt.

In seinen Werken sind die von ihm erfundenen Sprachen eingebettet. Es gibt eine ganze Reihe von Sprachen, die manchmal auf von Tolkien erlernten Sprachen beruhen ( z.B. Quenya und Sindarin, die auf finnische Grundlagen beruhen) oder ganz anderen Sprachprinzipien aufweisen.

Die Geschichte rund um die Sprachen waren für Tolkien eine geeignete Möglichkeit ihnen Leben einzuhauchen. Denn wie soll eine Sprache funktionieren, wenn sie keiner spricht? Das seine Sprachen nur von fiktiven Wesen gesprochen wurde, war für Tolkien kein Widerspruch.

Eingefleischte Fans lernen mitunter Sprachen aus Tolkiens Welt. Da seine Sprachen vielschichtig und komplex aufgebaut sind, über einen reichen Wortschatz verfügen (nicht alle, die Sprachen der Orks beispielsweise, sind oft nur rudimentär) eignen sie sich zum Kommunizieren.

Tolkiens Welt bietet Raum für viel Fantasie und Träumereien für Groß und Klein. Die von ihm geschaffene Welt lebt weiter und mit ihr die Sprachen der Elben, Zwerge und anderen!

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