Adam Mickiewicz – der polnische Goethe

Drei Jahre nach der dritten Teilung Polens 1795 kam Adam Mickiewicz, am 24.12. 1798, in Zaosie (Russisches Kaiserreich) zur Welt. Er entstammte der Szlachta, dem polnischen Landadel. Obwohl Polen zu dieser Zeit kein eigener Staat war (oder gerade deswegen) erzog der Vater ihn und seine Geschwister nach patriotischem Vorbild.

Von 1815 bis 1819 studierte Adam Mickiewicz in Wilna und traf dort viele polnische Studenten, die wie er an ein freies Polen glaubten und antirussische Ansichten verbreiteten. Durch seine antirussischen Tätigkeiten geriet Mickiewicz ins Visier der Behörden und 1823 wurde er verhaftet und nach Russland verbannt. Nach einigen Jahren in Russland durfte er 1829 in Richtung Westeuropa ausreisen. Unter anderen machte er Station in Berlin und Weimar, wo er Goethe kennenlernte, weiter nach Venedig, Rom und Neapel. Von dem Novemberaufstand 1830 erfuhr Mickiewicz als er in Rom war, reiste in Richtung Heimat, blieb aber aus Sicherheitsgründen in Preußen.

Der Aufstand scheiterte und zwang Mickiewicz zur Emigration nach Paris, wo sich viele Exilpolen in dieser Zeit niederließen. Dort schrieb und lehrte er, verlor aber 1844 seine Stelle wegen Verbreitung andersartiger politischer und religiöser Ideen. Lange Jahre engagierte er sich für die „polnische Sache“, d.h. er versuchte in Bereichen der Kunst, Literatur und Politik Unterstützer für Polen zu gewinnen.

Am 26.11. 1855 starb Adam Mickiewicz in Konstantinopel, wo er versuchte polnische Truppen gegen die Russen im Krimkrieg zu organisieren.

Mickiewicz hat in seinem Leben eine literarische Verwandlung erlebt. Zu Beginn seiner Schriftstellerei waren Motive wie Naturverbundenheit und Idylle vordergründig, die sich an den klassischen Themen der europäischen Romantik orientieren. Ein frühes Werk ist die „Ode an die Jugend“, in der Mickiewicz die Kraft beschreibt, die in der Jugend innewohnt und sie mit der Natur vergleicht.

Aus seiner frühen Schaffenszeit gibt es weitere zahlreiche Gedichte, die im Laufe der Zeit immer mehr von Mickiewicz Sehnsucht eines eigenständigen Polens zeugen.

Außerhalb Polens sind Mickiewicz „Krimsche Sonette“ am bekanntesten, die er 1826 verfasste.

In Polen gilt Adam Mickiewicz als Nationaldichter. Seine wichtigsten Werke sind der Dramenzyklus „Dziady“ (dt. Ahnenfeier), an dem er fast 10 Jahre schrieb, und „Pan Tadeusz“ von 1834, ein Versepos von gigantischem Ausmaß. Beide Werke schrieb Mickiewicz als er in Frankreich lebte, fern ab seiner Heimat. Sie zeugen von Mickiewicz Liebe zu Polen, seinen Traditionen und den herzlichen Menschen.

„Pan Tadeusz“ und andere Werke Mickiewicz lassen sich vergleichen mit denen Goethes in Deutschland. Sie gehören als Pflichtlektüre in jede polnische Schule und bieten auch für Polenfreunde einen reichenhaltigen Leseschatz. Die meisten Werke gibt es in hervorragenden deutschen Übersetzungen, denn die Originale sind selbst für Kenner der polnischen Sprache oftmals nicht leicht.

Es existieren auch Verfilmungen einiger ausgewählter Werke, unter anderem „Pan Tadeusz“ und „Dziady“, die sich in Polen großer Beliebtheit erfreuen. Kritik an der Person lässt man in Polen nicht zu. Mickiewicz verkörpert wie kaum ein anderer die Sehnsucht des polnischen Volkes nach Freiheit und Unabhängigkeit.

Seinen Einfluss und die Verehrung seiner Person zeigt sich in den zahlreichen Denkmälern in Polen und Europa. Unter anderem trägt die Universität in Poznań seinen Namen, genauso wie das Adam-Mickiewicz-Institut, dass sich um das kulturelle Erbe der polnischen Literatur außerhalb Polen kümmert, vergleichbar mit dem deutschen Goethe-Institut.

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