Alle, die gerne lesen, kennen es: Unser Bücherschrank beherbergt ungelesene Bücher. Wie viele es jeweils sind, darüber schweigt man gerne oder schätzt die Zahl zu niedrig ein. Ich würde die Zahl meiner ungelesenen Bücher auf etwa knapp 100 schätzen.
Aber wie kommt es zu solchen speziellen Sammlungen? Der Mensch sammelt per se ja schon gerne, egal ob Bücher, Steine, Schlüssel usw. Das ist eine Art Überbleibsel aus der Frühzeit. Und bei manchen ist daraus eine Büchersammelleidenschaft geworden. Auch ich gehöre zu dieser Sorte Mensch. Nur Bücher, die ich entweder nicht mag oder nur einmal lesen kann z.B. Krimis, finden keinen dauerhaften Platz in meinen Schränken.
Von Natur aus würde ich mich als pragmatische und praktisch veranlagte Person beschreiben, aber das Sammeln widerspricht in der heutigen Zeit der Praktikabilität. Gesammelte Dinge besitzen meist nicht den praktischen Nutzen wie eine Pfanne oder eine Gießkanne, vor allem nicht, wenn man viele davon besitzt.
Gut, nun besitze ich zwar viele Bücher, aber keins davon doppelt (damit meine ich in derselben Sprache). Es soll Leute geben, bei denen das anders ist….
Ich besitze drei volle Bücherschränke. Schrank Nummer 1 ist eigentlich ein Regal und beinhaltet die Sammlung meiner medizinischen Fachbücher, die ich entweder in der Ausbildung oder zu speziellen Fortbildungen gekauft habe. Außerdem stehen dort auch alle Wörterbücher, Grammatiken und Lehrwerke, die durch meine Spracheleidenschaft ‘nötig’ wurden.
In Schrank Nummer 2 stehen die meisten meiner polnischen Bücher bzw. Bücher mit polnischer Thematik und ein paar englische Bücher. Dieser Schrank ist erst seit meiner Unizeit thematisch gewachsen. Vorher waren vor allem Biographien und Romane, von denen die meisten neue Leser*innen gefunden haben.
Schrank Nummer 3 ist ein buntes Sammelbecken für alle anderen Bücher, die keine medizinischen Fachbücher sind, polnische Thematiken beinhalten oder einen anderen sprachlichen Fokus haben. Das sind z.B. Kinder- und Jugendbücher, wenige Romane und Sachbücher. Außerdem stehen hier auch die Bücher meines Mannes, die meinen zahlenmäßig weit unterlegen sind.
Und dann haben wir noch die ungelesenen Schätze, die im untersten Fach von Schrank Nummer 3 auf ihren Einsatz warten. Sie sind nicht sortiert, sondern eher nach Größe aufgereiht, keine Ahnung warum. Vielleicht weil ich eh immer alle anschauen und herausnehmen muss, um mich für eins zu entscheiden. Etwa die Hälfte der Bücher habe ich aus Verschenke-Regalen oder von Menschen, die sie nicht mehr brauchen. Die meisten sind auf Deutsch, aber von slawischsprachigen Autor*innen. Ob ich jemals alle von dieser Rubrik lesen werden? Die andere Hälfte habe ich selbst gekauft, meist ungeplant. Einen Buchladen zu betreten und nichts zu kaufen, ist eine echte Herausforderung für mich, denn ich finde immer etwas. Natürlich kann man sich fragen, wie sinnvoll es ist Bücher zu kaufen, obwohl noch so viele zu Hause warten. Kann ich nicht beantworten, so wie die meisten Sammler. Es ist einfach ein gutes Gefühl.
Ich liebe den Geruch neuer Bücher und kaufe definitiv auch nach Aussehen. Da ich thematisch fast alles lese, Ausnahmen sind die Rubriken Horror und Comics, kann ich nach Lust und Laune auswählen. Dabei kommt aber auch darauf an wie viel Zeit ich zum Lesen finde.
Die mangelnde Zeit, besonders in den letzten vier Jahren, ist wahrscheinlich der wichtigste Grund für die nicht kleiner werdende Menge an ungelesenen Büchern. Und eventuell die stimmungsvolle Atmosphäre in Buchläden. Bis vor ein paar Jahren hätte es mich sehr gestresst so viele ungelesene Bücher zu haben. Mittlerweile sehe ich es entspannter. Für jedes Buch kommt irgendwann die Zeit es zu lesen oder ich gebe es weg, wenn es mich doch nicht mehr anspricht. Bücher weiterzugeben und anderen eine Freude zu machen, ist nämlich ein ebenso gutes Gefühl wie neue Bücher zu kaufen.
Als kleine Hilfe gegen zu viele Neuanschaffungen habe ich einen kleinen Trick: Gefällt mir ein Buch im Laden, stelle ich es erstmal zurück und gehe weiter gucken. Erinnere ich mich nach dem Rundgang noch genau an dieses Buch, gehe ich zurück und überlege nochmal. Das hört sich erstmal an als ob ich immer zurückgehe. Aber wenn ich mir während des Rundganges mehrere Bücher merken muss, dann bleiben mir nur die besten in Erinnerung. Ich bilde mir ein, dass das die Anzahl der Bücher, die es zur Kasse schaffen, wenigstens ein wenig reduziert.
Wieviele ungelesene Bücher hast du schätzungsweise? Fehlt dir die Zeit sie zu lesen? Oder die Motivation? Schreib es mir gerne!