Ein einfacher Bauer mit wenig Schulbildung hinterlässt der Welt Handschriften über das einfache Leben aus dem Siedlungsgebiet um Rohne (in der Oberlausitz).
Hanzo Njepila, dt. Hanso/Hans Nepila, wurde am 1. August 1766 in Rohne geboren. Seine Eltern waren einfache Bauern und seine Kindheit von Hunger und Armut geprägt. Gerade in den Jahren 1771/1772, in denen es viele Missernte gab, hungerte die Familie. Später wird Hanzo Njepila beschreiben, wie er sogar Lehm aß, weil er so hungrig war. Als Junge konnte er für kurze Zeit zur Schule gehen, lesen und ein wenig schreiben lernen. Doch die Arbeit auf dem Feld war wichtiger und als junger Mann übernahm er den Hof seiner Eltern. Mit seiner Frau Maria hatte er sieben Kinder. Im Laufe der Zeit setzte er den Hof wieder komplett in Stand und bewirtschafte die Felder, circa 5 Hektar. Später übergab er den Hof an seinen Sohn, musste aber trotz des Alters weiter als Bauer arbeiten, denn die Spannungen innerhalb der Familie endeten oft im Streit um die Frage des Altenteils. Davon berichtet Njepila ausführlich und ohne Scheu in seinen Texten.
In seinen Schriften schreibt er über den seinen Alltag und den seiner Familie. Leider schätzte seine Familie seine Schreiben nicht. Hanzo Njepila starb am 20. Juni 1856 in Rohne. Die meisten Handschriften sind ihm von der Familie mit ins Grab gegeben worden und somit für die Nachwelt verloren gegangen. Von den zahlreichen Schriften, die er schrieb, sind nur vier erhalten geblieben.
Schon die Tatsache, dass ein einfacher Bauer lesen und schreiben konnte, war für diese Zeit ungewöhnlich. Aber die Beschäftigung mit dem Schreiben stellt sich als außergewöhnlich dar! Man kann davon ausgehen, dass Bauern in dieser Zeit kaum Zugang zu Literatur oder ähnlichem hatten. Ihre Schulbildung war allenfalls rudimentär. Woher kam also das Bedürfnis Njepilas Situationen aus seinem Leben festzuhalten?
Die meist autobiographischen Texte drehen sich um seine Kindheit und das schwierige Verhältnis zu seiner Schwiegertochter. Auch einige religiös motivierte Texte und Naturbeschreibungen geben Einblicke in Njepilas Welt.
Das Besondere an seinen Schriften ist der Schleifer Dialekt, in denen er alle seine Texte verfasste. Es ist ein Übergangsdialekt zwischen Nieder- und Obersorbisch aus der Schleifer Region, den noch knapp 100 Menschen sprechen. Er ist nicht schriftlich standartisiert, daher stellen die Schriften Hanzo Njepilas ein wertvolles Instrument für die Forschung dar.
Seine Texte sprechen ihm aus der Seele, er schert sich nicht um Form und Rechtschreibung. Sein Schreibstil ist voller Leben und Authentizität. Der Ausbau des Hauses, der Alltag mit der Familie, die späteren Streitereien mit seiner Schwiegertochter und das Leben im Alter sind so lebendig, man hat das Gefühl mit dabei zu sein.
Die verweigerte Anerkennung für sein Werk, seitens seiner Familie, hat Njepila zu Lebzeiten sehr verletzt. In jüngster Zeit haben seine Texte in der Sprachforschung immer mehr an Bedeutung gewonnen. Aber auch aus literarischer Sicht lohnt es sich einen Blick hineinzuwerfen!