Irrlichter

Arnold Böcklin: Das Irrlicht (1882)

In den Mythologien Europas finden sich viele Geschichten über Lichtphänomene in Moor- und Sumpflandschaften oder Wäldern: die Irrlichter.

Landschaften wie Moore oder Sümpfe bilden schon von ihrer Beschaffenheit den idealen Nährboden für Gruseliges oder Übernatürliches. Auch Namen wie Teufelsmoor (Niedersachsen) oder Blackwater Bog (Irland) zeugen von ungewöhnlichen Ereignissen. Zu allen Zeiten gelten Moore und Sümpfe als gefährliche Orte. Es ist kein Wunder, dass dort unerklärliche Dinge schnell einen Legendenstatus erreichen.

Irrlichter, auch Ignis fatuus oder Irrwische genannt, werden von böse Dämonen oder Geister heraufbeschworen. Es sind die Seelen von Menschen, je nach Kulturkreis von ungetauften Kindern, unehrliche Menschen oder auch Ertrunkenen. Die Verbindung mit Wasser wie in einem Sumpf ist naheliegend, denn viele Menschen verschwinden dort auf unerklärliche Weise.

In jedem Kulturkreis tragen Irrlichter verschiedene Namen: ‚świetlik‘ in Polen, ‚vedunec‘ in Slowenien oder ‚błud‘ in der Lausitz. Auf den Britischen Inseln kennt man u.a. die Bezeichnungen ‚Will-o’-the-wisp‘ oder ‚Spunkie‘.

Meist werden Irrlichter mit Licht oder Feuer assoziiert, in Form von Lichtkugeln, kleinen Flammen oder laternenartige Gebilde. Auch die Farben können variieren von blau über grün bis weiß, auch abhängig vom Ort der Erscheinung. Die Lichter bewegen sich über den Boden oder steigen in den Himmel, als wären sie echte Wesen.

Die meisten Erscheinungen von Irrlichtern soll es in den Wintermonaten, besonders zu Allerseelen, und Weihnachten, geben. Die Wesen sind durch die Art ihres Todes bestimmt, sie finden keine Ruhe. In der Regel treten sie in ungerade Zahl auf, warum ist unklar. 

In den meisten Kulturkreisen werden Irrlichter als Wesen beschreiben, die Reisende entweder führen oder in die Irre schicken. Die Menschen verlaufen sich im Wald oder versinken im Moor. Laut den Legenden kann man die Wesen mit einer Bezahlung oder einem Versprechen milde stimmen, sodass sie den richtigen Weg zeigen.

Irrlichter lassen sich heute naturwissenschaftlich erklären. Es gibt zahlreiche Phänomene, die Lichter erklären können z.B. aufsteigende Gase, die sich entzünden und je nach Gas unterschiedlich leuchten können. Eine andere Erklärung sind Organismen die die Fähigkeit zur Biolumineszenz haben, z.B. Glühwürmchen oder bestimmte Pilze, und in früheren Zeiten oft mit übernatürlichen Aspekten erklärt wurden. Zumal die Lichter bei Dunkelheit eine besondere Schönheit ausmachen.  

Die Faszination für Irrlichter findet sich in der Kunst wieder, unter anderem in Goethes ‚Das Märchen‘ oder einer Etüde von Liszt. Auch moderne Interpretationen in Mangas oder Filmen greifen das Motiv der Irrlichter auf.

Quellen

Grimal, Pierre. Mythen der Völker III. Fischer Bücherei. Hamburg 1963

Studia mythologica slavica VIII-2005

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