Jane Austen

Sie schrieb zahlreiche Geschichten und Romane, veröffentlichte sie anonym und gilt heute als eine der bekanntesten englischen Schriftstellerinnen: Jane Austen.

Am 16. Dezember 1775 in eine kinderreiche englische Familie hineingeboren, wuchs Jane Austen wohl behütet in einer Zeit der technischen und kulturellen Umbrüche (die Zeit der Regency) auf. Obwohl sie „nur“ ein Mädchen war, konnte sie sich eine umfassende Bildung aneignen, die weit über die typische Bildung für Frauen aus dem niederen Adel wie Handarbeit, Musizieren und gute Manieren hinaus ging.

Die einzige, in der Gesellschaft anerkannte, Möglichkeit als Frau sichtbar zu werden war die Heirat in eine angesehene Familie. Adelige Frauen, die ihren Lebensunterhalt selbst verdienten, waren eine Rarität und wurden skeptisch beäugt. Jane Austen hatte zwar die Möglichkeit zu heiraten, lehnte den Heiratsantrag von Harrison Bigg Wither 1802 aber ab. Zu diesem Zeitpunkt galt sie, nach damaligem Verständnis, schon als fast zu alt für eine Heirat.

Ihre Brüder sorgten zeitlebens für ihren Unterhalt. Außerdem veröffentlichte sie Geschichten und ihre Romane.

Sie begann schon als Jugendliche zu schreiben, vorerst kleine Geschichten, Satiren, kleine Theaterstücke und viele Briefe, die meist nicht erhalten geblieben sind.

Mit Anfang 20 schrieb sie ihre ersten Romane: Sense and Sensibility (dt.: Verstand und Gefühl), Pride and Prejudice (dt.: Stolz und Vorurteil) und Northanger Abbey (dt.: Die Abtei von Northanger), die Austen mehrmals überarbeitete und mit neuen Titeln versah. Bis zur Veröffentlichung der Romane vergingen mehrere Jahre. Northanger Abbey erschien erst postum 1817.

Die Identität der Autorin wurde durch die Verwendung des Pseudonyms „by a lady“ nur halbherzig kaschiert. Gerüchte machten schnell die Runde, dass Jane Austen die zahlreichen Geschichten und Romane geschrieben hat.

Im Gegensatz zu Austens spät veröffentlichten, aber frühen geschriebenen Romanen, wurden Mansfield Park, Emma und Persuasion (dt.: Überredung) zeitnah nach der Fertigstellung herausgegeben. Die Veröffentlichung von Persuasion 1817 hat Austen aber nicht mehr erlebt. Sie starb am 18. Juli 1817.

In den drei ersten Romanen (Sense and Sensibility, Pride and Prejudice und Northanger Abbey) ist die Hauptfigur immer eine junge Frau, die sich mit der Frage nach einem geeigneten Ehemann befasst, der nicht nur eine gesellschaftlich gute Position innehaben soll, sondern auch gute Charaktereigenschaften mitbringt, damit die Ehe harmonisch und friedvoll verläuft.  Die Ansicht Austens ist bemerkenswert, da zu damaliger Zeit war die persönliche Ebene nicht unbedingt das wichtigste Kriterium für eine Ehe darstellte.

In den drei späteren Romanen (Mansfield Park, Emma und Persuasion) ist das Grundmotiv (eine junge Frau sucht einen Ehemann) wie in den ersten. Aber man erkennt deutliche Unterschiede zwischen den frühen und späten Werken.

In den späteren Romanen schreibt Austen mehr aus der Perspektive der Frauen, die Handlung wird von den Hauptfiguren viel aktiver mitgestaltet. Es gibt Verweise auf gesellschaftskritische und politische Themen, in die sich die Figuren mit handfesten Argumenten einbringen. Die Frauen erscheinen unabhängiger als in den ersten Romanen, sie sind nicht nur heiratswillige und unmündige Partien, sondern vertreten ihre Meinung, immer auf eine der guten Erziehung entsprechende ästhetische Weise.

Vielleicht spielt Jane Austens Alter beim Schreiben der Werke eine Rolle. Die Darstellungen der Romancharaktere gestaltet sie sehr detailreich und mitunter ironisch. Es lassen sich immer wieder Parallelen zu ihr und ihren Zeitgenossen ziehen, wahrscheinlich war das auch beabsichtigt. Kritik an der Gesellschaftsnormen kommt genauso wie Kritik an Personen durch Austens geschickte Art zu schreiben zum Ausdruck. Die oft ironische Note der Dialoge und Handlungsbeschreibungen machen das Lesen zu einem Suchspiel zwischen Objektivität und persönlicher Meinung der Autorin.

Die Romane Jane Austens sind, teilweise schon zu Lebzeiten, in anderen Sprachen übersetzt worden. Viele Zeitgenossen Austens lobten ihren scharfsinnigen Blick und die kunstvolle Art zu schreiben hervor. Kritik äußerten andere aufgrund der langweiligen, wenig spannenden Handlung und der Gemütskühle der Figuren.

In den letzten Jahrzehnten wurde Austens Werke mehrmals verfilmt, viele namenhafte Schauspieler verhalfen den Filmen und damit auch den Romanen zu einer Neuentdeckung.

Im deutschsprachigen Raum sind Austens Werke zwar bekannt, aber die spezielle Art der Romanen kommt nicht bei allen gut an. Man könnte die Werke aus heutiger Sicht als altmodisch und kitschig bezeichnen, aber im Kontext des Lebens damals waren die Inhalte innovativ.

Auch heute kennen die Menschen die Sehnsucht nach einem Partner, nach Anerkennung und Selbstverwirklichung! Nur stehen uns heute andere Möglichkeiten offen, wie wir uns verwirklichen wollen. Niemand muss heute heiraten, um gesellschaftlich anerkannt zu sein, zumindest in unserem Kulturkreis.

Auch die Entscheidung Austens, nicht zu heiraten und zu versuchen mit ihrem Schreiben Geld zu verdienen, zeigen die Andersartigkeit dieser Schriftstellerin. Sie setzt damit ein Zeichen, das Individualität nicht als schlecht oder unrecht gilt, sondern das Leben einer Gesellschaft bereichert.

Daher lässt sich mit Recht sagen, dass Austens Werke ein Blick in die Zukunft sind. Sie verlieren nicht an Aktualität in Hinblick auf die Natur des Menschen. Beim Lesen ihrer Romane taucht man in eine Welt ein, die uns schwer verständlich, aber doch bekannt vorkommt. Wir fiebern, trotz unserer modernen Sicht auf die Welt, mit den Figuren mit und freuen uns über ihr Glück.

Quellen:

https://www.fembio.org

http://www.jane-austen.de

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