
Wasser spielt eine zentrale Rolle in unserem Leben. Wie wichtig Wasser für jeden von uns ist, erscheint erst einmal banal. Aber ohne können wir nur kurz überleben. Menschen haben ihre Siedlungen meist an einem Fließgewässer errichtet, damit ihre Wasserversorgung als erstes gesichert war. Die später aufkommende Landwirtschaft war ohne Wasserzugang ein riskantes Unternehmen und Streit um Wasserressourcen ist nichts Neues.
In der Philosophie gilt Wasser als eins der vier Grundelemente und wird seinen Status durch die Zeit hinweg nie verlieren. Generationen von Wissenschaftler*innen haben die Beschaffenheit und Eigenschaften von Wasser analysiert.
Es wird in allen Kulturkreisen, Mythologien und Religionen weltweit als lebendspendend und heilig verehrt. Besonders fließende Gewässer symbolisieren den Fluss des Lebens bzw. den Weg in eine anderes Leben, haben eine reinigende Funktion in Ritualen und werden von Wasserwesen aller Art bewohnt.
Wir kennen die traditionellen Waschungen vor dem Gebet in den großen Weltreligionen oder die Taufe der Christen, die nicht ohne Wasser funktioniert. Doch schon früher, in den heidnischen Kulturen, gab es Rituale mit und für das Wasser. Diese alten Rituale finden sich, in abgewandelter Form und neuen Namen, in den Weltreligionen wieder.
Der Glauben, dass das Wasser nicht nur heilig ist, sondern auch selber lebt, ist weit verbreitet. Daher war es in vielen Kulturen nicht erlaubt Flüsse oder andere Gewässer zu verschmutzen z.B. bei den Persern.
Viele Flüsse und Meere, unabhängig vom Kulturkreis, beherbergen eigene Gottheiten oder mythische Wesen. Die beiden bekanntesten Vertreter sind wahrscheinlich Poseidon und Neptun aus der griechischen bzw. römischen Götterwelt, die noch heute vielen Seeleuten wichtig sind.
Neben den positiven Seiten des Wassers, kennen wir auch die Schattenseiten des Elementes. Die Geschichten von Ungeheuern, die Boote sinken lassen, oder Wesen, die Kinder ins Wasser locken und ertrinken lassen, sind weit verbreitet. In der slawischen Mythologie wimmelt es geradezu von Wassermännern, Nixen oder Wassergeistern, von denen viele mit Vorsicht zu genießen sind. Im deutschsprachigen Raum hat Heinrich Heine mit seinem Gedicht „Lied von der Loreley“ ein bekannte Beispiel erschaffen.
Besonders Flüsse markieren die Grenze von Leben und Tod, z.B. der aus der griechischen Mythologie bekannte Fluss Styx, der den Weg in die Unterwelt darstellt. Die Funktion der Grenzmarkierung ist auch in der irdischen Welt bekannt und wird seit jeher genutzt.
Welche Wasserwesen kennst du?
Quellen
Grimal, Pierre. Mythen der Völker III. Fischer Bücherei. Hamburg 1963
Zdeněk, Váňa. Mythologie und Götterwelt der slawischen Völker. Die geistigen Impulse Ost-Europas, Urachhaus, Stuttgart 1992
