In der slawischen Götterwelt steht er an der Spitze, Perun: Der Gott des Gewitters, des Donners und des Blitzes.
Sein slawischer Name setzt sich aus den Teilen per- (dt. schlagen) und -un (dt. der stark Schlagende) zusammen, was schon zwei seiner Attribute beinhaltet. Andere Herleitungen stammen vom Wort piorun – ‘Blitz’ oder aus der protoslawischen Wurzel *perkwu – ‘Eiche’. Auch die Verwandtschaft mit dem litauischen Namen Perkūnas als Gott zeigt die Ähnlichkeiten zwischen slawischer und baltischer Mythologie, die sicherlich einen gemeinsamen Ursprung haben.
Auch auf anderen Regionen Europas kennt man die Verehrung eines Donnergottes. In Griechenland ist es Zeus, bei den Germanen Thor oder Donar, bei den Römern Jupiter usw.
Naturereignisse ließen sich früher nur mit göttlichen Ursachen erklären und traten oft genug auf, um Kulte drum herum zu schaffen.
In den wenigen schriftlichen Erwähnungen, die es über die slawische Mythologie gibt, wird Perun häufig erwähnt z. B. erwähnte Prokops von Caesarea im 6. Jahrhundert einen Donnergott im De Bello Gothico, ohne ihn jedoch beim Namen zu nennen. Die meisten Erwähnungen finden sich in ostslawischen Aufzeichnungen, die ab dem 10. Jahrhundert zwar immer mehr von der christlichen Lehre beeinflusst sind, aber die „alten“ Gottheiten immer noch verehren und versuchen sie in die christliche Lehre zu integrieren.
Perun ist zweifellos ein sehr mächtiger Gott. Seine Waffe ist die Axt, gerne auch als Feueraxt und Blitze sendend (der Vergleich mit Thor und seinem Hammer Mjölnir drängt sich immer wieder auf), die mit dem Gewitter auch Regen bringt, was Perun zugleich auch zu einem Fruchtbarkeitsspender macht. Auch die Assoziation zur Eiche, einem starken Baum, steht in Verbindung zu Perun, nicht nur wörtlich, sondern auch bildlich.
Die Verehrung des Donnergottes forderte Opfergaben, darunter auch Menschenopfer. In einer Chronik wird beschrieben, dass 983 zwei Männer in der Nähe von Kiew geopfert wurden, weil sie Perun beleidigt hätten. Auch in anderen Gegenden fand man Opferstätten und Überreste von Menschenopfern z.B. im Siedlungsgebiet der Elb- und Ostseeslawen (etwa zwischen Elbe und Oder bis nach Rügen). Doch Menschenopfer waren nicht die Regel, wie man es vielen Kulturen immer wieder zuspricht.
Die Menschen der slawischen Stämme trugen teilweise Axtamulette, das Zeichen Peruns, und gaben auch ihren Toten Grabbeigaben in Form von Äxten und Amulette aus Metall mit, die Archäologen dem Donnergottkult zuschreiben können.
Ein weiteres Attribut zeigt die Wichtigkeit Peruns. Durch seine Waffen und seine Stärke war er auch der Gott des Krieges, der in Kriegszeiten um Schutz angerufen wurde. Man darf nur nicht vergessen, dass die slawischen Völker in erster Linie Bauern und Viehhirten waren. Kriegshandlungen waren zwar nicht selten, aber es gab keine systematischen Raubzüge, wie man es beispielsweise von den Hunnen kennt.
Die zunehmende Christianisierung verdrängt das Wissen an die alten Götter. Ihre Statuen und Abbilder wurden zerstört und da sie meist aus Holz waren, lassen sich kaum noch Funde machen. Erhalten geblieben, vor allem in Gräbern oder Kultplätzen sind Artefakte aus Metall wie Amulette oder kleine Metallfiguren.
Spuren von Perun finden sich heute aber auch noch in, vor allem, slawischen Sprache. Das polnische Wort piorun für Blitz erinnert stark an Perun. Der Donnerstag, im Deutschen eine Weiterentwicklung vom althochdeutschen donrestac, hieß im Elbslawischen peründan bzw. perendan. Und in vielen Ortsnamen erkennt man die Verbundenheit zum Donnergott. Beispiele dazu sind Pernek in der Slowakei oder Perná in Mähren.
Wie man sieht, ist Perun nicht ganz verschwunden, nur ein wenig versteckt.
Quellen
Zdeněk, Váňa. Mythologie und Götterwelt der slawischen Völker. Urachhaus, Stuttgart 1992
Grimal, Pierre (Hrsg.). Mythen der Völker 3. Fischer, Frankfurt am Main: Fischer 1967